70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus

Ratsfraktion - RF A. Kraft-Dlangamandla

 

Anfrage von RF Kraft-Dlangamandla zur Sitzung des Rates am 05.03.2015

Am 8. Mai 2015 ist der 70. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Mit Beendigung der Nazidiktatur wurde die Welt von dem verbrecherischsten System befreit, das die Verantwortung für Millionen Tote als Opfer des Krieges, insbesondere des Vernichtungskrieges im Osten, des Mordens in den Konzentrationslagern, in Zuchthäusern und Gefängnissen und in den damals von der deutschen Wehrmacht besetzten Gebieten trug. 

Befreit wurde die Welt durch die Anti-Hitler-Koalition. Die Sowjetunion hat den wesentlichen Teil zur Befreiung Europas vom Faschismus geleistet. 27 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Sowjetunion verloren ihr Leben zwischen Juni 1941 und Mai 1945. 

Rund 2.000 sowjetische Gefangene sind in Düsseldorf Gerresheim beerdigt. Auf dem Gerresheimer Waldfriedhof wurden ab 1941 sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter bestattet. Ein Gedenkstein am sowjetischen Gräberfeld verweist auf 507 Tote. Als das Gräberfeld zu klein wurde, wurden weitere 1.500 Opfer auf dem Friedhof Gallberg beigesetzt. Hier befindet sich heute die Sowjetische Kriegsgräberstätte „Am Gallberg“. 

Hauptstadt der Sowjetunion war Moskau, die heutige Hauptstadt der Russischen Föderation und Sitz von Regierung, Parlament und Präsident. Seit Jahrzehnten bestehen offizielle Kontakte zwischen Moskau und Düsseldorf. Bereits 1968 reiste die erste Düsseldorfer Delegation nach Moskau. Am 1. Juni 1992 mündeten die Beziehungen in eine offizielle Städtepartnerschaft. 

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an: 

  1. Welche Veranstaltungen plant, bzw. fördert die Stadt im Rahmen des Gedenkens anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus und welche finanziellen Mittel werden hierfür zur Verfügung gestellt?

  1. Ist vorgesehen, an den Grabstätten der sowjetischen Gefangenen eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus durchzuführen?

  1. Sind anlässlich des 70. Jahrestages gemeinsame Aktivitäten mit der Düsseldorfer Partnerstadt Moskau geplant, wie z.B. die Einladung einer Delegation?

Freundliche Grüße  

Angelika Kraft-Dlangamandla

 

Antwort der Verwaltung am 05.03.2015 (Beigeordneter Lohe)

zu Frage 1: Zur Erinnerung an den 70. Jahrestag der Befreiung vom NS-Regime wird in
Düsseldorf in der Zeit vom 14. bis 18. April eine Vielzahl von Veranstaltungen
durchgeführt, die u.a. auf Initiativen von Schulen, Vereinen und der Bürgerschaft
zurückgehen und die von der Mahn- und Gedenkstätte koordiniert werden. Als
Beispiele nenne ich folgende Punkte:

Das Stadtarchiv und die Mahn- und Gedenkstätte werden am 14. April ihre neue
Publikation „Kriegskinder. Kriegskindheiten in Düsseldorf 1939–1945“ vorstellen.

Am 16. April findet um 11 Uhr eine Gedenkfeier und Projektpräsentation in der Aula
des Franz-Jürgens-Berufskollegs statt, bei der der Oberbürgermeister das Grußwort
sprechen wird; im direkten Anschluss an diese Veranstaltung wird ein Kranz an dem
Ort der Erschießung der Düsseldorfer Widerstandskämpfer niedergelegt; um 17 Uhr
desselben Tages findet ein ökumenische Erinnerungs- und Ermutigungsgottesdienst
mit dem Polizeichor Düsseldorf statt, bei dem auch Schülerinnen und Schüler
sprechen werden.

Am 17. April werden die Ehrengräber der Widerstandskämpfer besucht, am
Nachmittag um 15.30 Uhr wird ausgehend vom Aloys-Odenthal-Platz ein
Erinnerungsspaziergang durch Gerresheim durchgeführt.
Um 19 Uhr desselben Tages wird eine CD mit einem Konzert „Düsseldorfer Bands
erinnern an die Aktion Rheinland“ im Haus der Jugend präsentiert. Das CD-Projekt
wurde von der Journalistin Jeanne Andresen, Enkelin eines der Ermordeten,
angestoßen; die CD soll kostenlos in allen Schulen verteilt werden.

Am 18. April. um 14 Uhr veranstaltet die Mahn- und Gedenkstätte eine Fahrradtour
auf dem historischen „Weg der Befreiung“; um 17 Uhr wird in der Bunkerkirche
Heerdt eine Ausstellung „Otto Pankok – Maler der Verfolgten“ eröffnet. Die
Ausstellung läuft bis zum 17.05.2015.

All diese Veranstaltungen werden gebündelt in einem Flyer dargestellt, der Mitte
März der Öffentlichkeit präsentiert wird. Am 8. Mai finden keine spezifischen
Veranstaltungen statt, da die entsprechenden Gedenkveranstaltungen um den
Jahrestag der Befreiung Düsseldorfs im April durchgeführt werden.

Der Kulturausschuss hat im November letzten Jahres für das oben erwähnte
Buchprojekt über „Kriegskindheiten in Düsseldorf“ Mittel in Höhe von 4.500 EUR zur
Verfügung gestellt. Für die oben genannte CD-Produktion wurden weitere 4.500 EUR
vom Kulturausschuss bereitgestellt.

zu Frage 2: Eine gesonderte Veranstaltung an den Grabstätten der sowjetischen Gefangenen ist
am 08. Mai nicht geplant, insoweit verweise ich auf die zahlreichen Veranstaltungen,
die Grabbesuche und die Kranzniederlegung, auf die ich bei der Beantwortung der
Frage 1 hingewiesen habe.
Ergänzend ist festzuhalten, dass die genannten Grabstätten durch das städtische Garten-, Friedhofs- und Forstamt regelmäßig gepflegt werden; die Mahn- und Gedenkstätte verweist immer wieder auch auf die
Existenz und Bedeutung der Grabstätten der sowjetischen Gefangenen. Bei der konkreten Erinnerung an die Befreiung von 1945 stehen auf Düsseldorf bezogen allerdings die US-amerikanischen Truppen im Fokus, die Düsseldorf letztlich vom NS-Regime befreit haben.

zu Frage 3: Für das Jahr 2015 sind zahlreiche Aktivitäten mit der Partnerstadt Moskau geplant:
Herr Oberbürgermeister Geisel wird vom 20.-23. April 2015 nach Moskau reisen, um
die Beziehungen beider Städte zueinander auszubauen und zu intensivieren. Im
Rahmen dieser Reise ist unter anderem die Unterzeichnung eines
städtepartnerschaftlichen Kommuniqués mit dem Moskauer Oberbürgermeister
Sobjanin vorgesehen, in dem gemeinsame Projekte in den Bereichen Kultur, Sport,
Wirtschaft, Gesundheit, soziale Sicherung und Stadtentwicklung bis 2018 spezifiziert
werden.
Ferner erfolgt im Juni 2015 eine Gastspielreise des Balletts der Deutschen Oper am
Rhein nach Moskau. Das Moskauer Ballett des Stanislawski und Nemirowitsch-
Datschenko Theaters gab bereits im Februar 2015 ein Gastspiel in der Deutschen
Oper am Rhein in Düsseldorf. Die Aufführungen waren fast vollständig ausverkauft
und das Moskauer Ballett wurde vom Publikum begeistert gefeiert.