Fachpersonalmangel im ÖPNV

Ordnungs- und Verkehrsausschuss

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des OVA am 05.06.2024 (OVA/077/2024):

Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) veröffentlichte am 21.04.2024 eine Studie, die belegt, dass in Verkehrsberufen der Fachkräftemangel verhältnismäßig am stärksten gewachsen ist. „Mehr als 54.500 Bus- und Straßenbahnfahrer verlassen in absehbarer Zeit den Arbeitsmarkt. In keinem anderen Berufsfeld ist der Anteil der Beschäftigten, die kurz vor dem Ruhestand stehen, so groß“, fasste Studienautor Jurek Tiedemann das Ergebnis zusammen.

2023 konnten 3.597 Stellen nicht mit passend qualifizierten Kandidat:innen besetzt werden. Das waren 89 Prozent mehr als im Vorjahr. Der erhöhte Personalbedarf ist auch auf die angestrebte Mobilitätswende zurückzuführen.

Die Rheinbahn AG ist Mitglied im Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). In der repräsentativen Umfrage des VDV zum Personalbedarf in der Verkehrsbranche gaben 48,9 Prozent der Verkehrsbetriebe an, dass 2022 aus personellen Gründen der Betrieb (zeitweilig) eingeschränkt war.

Bis 2030 werden laut VDV in der gesamten Branche rund 80.000 Beschäftigte in den Ruhestand gehen. Um die Klimaschutzziele 2030 zu erreichen, müssen gleichzeitig ein Drittel mehr Busse und Bahnen als 2023 unterwegs sein. Das bedeutet, dass laut Studie 110.000 neue Beschäftigte eingestellt werden müssten. Besonders Mitarbeiter:innen im Fahrbetrieb werden gesucht. Nach Schätzungen müsste die Branche jährlich 8.000 neue Beschäftigte einstellen.

Die LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

1. Wie viele Bus- und Straßenbahnfahrer:innen der Rheinbahn AG gehen bis 2030 in den Ruhestand? (aufgeschlüsselt in Jahren von 2024-2030)

2. Wie hoch ist der zu erwartende Mehrbedarf von Busfahrer:innen sowie Straßenbahnfahrer:innen, um die angestrebte Mobilitätswende umzusetzen? (aufgeschlüsselt in Jahren 2024-2030)

3. Welche mittelfristigen bis langfristigen Maßnahmen werden zur Gewinnung von Fahrpersonal umgesetzt?

Anja Vorspel        Sigrid Lehmann            Birgit Götz
 

Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Kral:

Antwort zu Frage 1:
Ausgehend vom derzeitigen Personalbestand werden bei der Rheinbahn AG bis Ende
2030 ca. 400 Bus- und Straßenbahnfahrende in den Ruhestand gehen. Aufgeschlüs-
selt nach Jahren sind dies:

Ende 2024: 46 Personen
2025: 52 Personen
2026: 60 Personen
2027: 53 Personen
2028: 62 Personen
2029: 55 Personen
2030: 59 Personen
____________________
         387 Personen

Antwort zu Frage 2:
Der zu erwartende Mehrbedarf von Bus- und Straßenbahnfahrenden kann aktuell noch nicht beziffert werden.

Die angestrebten strategischen Ziele der Mobilitätsplanung für Düsseldorf mit deutlicher Stärkung des ÖPNV erfordern zur Ermöglichung der angestrebten Nachfragezuwächse jedoch grundsätzlich deutliche Kapazitätserweiterungen. Diese können aus Sicht der Verwaltung nur durch eine Kombination der Instrumente „Mehr Fahrten“ und „Größere Fahrzeuge“ geschaffen werden. Gemäß aktuellem Arbeitsstand des Mobilitätsplans D ist eine Erhöhung des ÖPNV-Anteils am Modal Split von 21 Prozent auf 24 Prozent in 2030 und auf 28 Prozent in 2040 vorgesehen. Zusammen mit dem erwarteten Bevölkerungswachstum entspricht dies einer Steigerung der ÖPNV-Nachfrage bis 2040 um ca. 50 Prozent.

Konkrete Aussagen zum erwartenden Mehrbedarf an Fahrpersonal können von der Rheinbahn frühestens mit Beschluss des neuen Nahverkehrsplans getroffen werden, dessen Aufstellungsprozess nach der zuvor erfolgten Beauftragung im 2. Halbjahr 2024 startet.

Antwort zu Frage 3:
Die Rheinbahn AG reagiert seit vielen Jahren mit einem kontinuierlichen Ausbau der Fahrschulkapazitäten auf den steigenden Bedarf an Fahrpersonal.