Förderung und Stärkung der psychischen Gesundheit an weiterführenden Schulen in städtischer Trägerschaft
Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Schulausschusses am 18.03.2025 (SCHUA/017/2025):
Die Ergebnisse der sechsten und siebten Befragungsrunde der COPSY- Studie (Corona und PSYche) des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (Mai 2020 bis Oktober 2024) zeigen, dass die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen auch Jahre nach der Pandemie schlechter als vor der Pandemie ist.
Insbesondere Kriege, wirtschaftliche Unsicherheiten und der Klimawandel bereiten den Heranwachsenden Sorgen. Die Leiterin der COPSY- Studie, Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, fasst die aktuellen Studienergebnisse wie folgt zusammen: „(…) wir konnten feststellen, dass Risikofaktoren wie sozioökonomische Benachteiligungen die Wahrscheinlichkeit für psychische Probleme erhöhen, während Kinder und Jugendliche, die optimistisch und zuversichtlich in die Zukunft schauen und sich von ihrem sozialen Umfeld gut unterstützt fühlen, besser geschützt sind.“
Die Förderung des sozialen und emotionalen Wohlbefindens Jugendlicher ist ein entscheidender Faktor für ihre gesamte Entwicklung. Ein stabiles Selbstwertgefühl kann als wichtiges Instrument dabei helfen, mit Stress und Rückschlagen umzugehen.
Gerade in einer Zeit zahlreicher Krisen ist es wichtig, soziale und emotionale Schlüsselkompetenzen zu erlernen. Den Schulen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu indem Programme, die darauf ausgerichtet sind, Schüler:innen zu stärken, angeboten werden.
DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:
1. Welche Programme, die dazu geeignet sind, die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu fördern, finden an städtischen weiterführenden Schulen statt?
2. Wie werden diese in den städtischen Schulen angenommen (aufgeschlüsselt nach teilnehmender Schule)?
3. Wie schätzt die Verwaltung den aktuellen Bedarf an den weiterführenden Schulen ein und ist geplant, bereits bestehende Angebote zu erweitern?
Freundliche Grüße
Tanja Bernhard René Engels
Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Hintzsche:
Vorbemerkung:
Die Antworten zu den Fragen wurden mit dem Amt für Soziales und Jugend/ Jugend und
dem Gesundheitsamt abgestimmt.
Antwort zu Frage 1:
Die Planung und Durchführung von Programmen zur Stärkung der psychischen Gesundheit jugendlicher Schülerinnen und Schülern liegt als innere Schulangelegenheit im Ermessen der jeweiligen weiterführenden Schulen. Die Verwaltung kann hierzu keine Übersicht zur Verfügung stellen.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf verfolgt bei der Förderung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen einen ganzheitlichen Ansatz, der sowohl präventive als auch beratende und therapeutische Angebote umfasst. Die weiterführenden Schulen spielen hierbei eine zentrale Rolle, indem sie einerseits schulinterne Beratungs- und Unterstützungsstrukturen für die Schülerinnen und Schüler bereithalten, andererseits gezielt an außerschulische Unterstützungsangebote vermitteln können. An jedem städtischen Schulstandort ist die Jugendhilfe in Form der Schulsozialarbeit mit mindestens einer Vollzeitstelle vertreten und erfüllt dort ihre Aufgaben in den Bereichen Prävention, Intervention und Vernetzung gemäß dem geltenden Rahmenvertrag. Dazu gehören Maßnahmen zum sozialen Lernen, die u. a. der Förderung der psychischen Gesundheit dienen, sowie auch die gezielte Überleitung einzelner Schülerinnen und Schüler in weiterführende Unterstützungsangebote.
Beratung und Unterstützung im Themenfeld psychische Gesundheit steht bei Bedarf durch das Zentrum für Schulpsychologie zur Verfügung. Die psychische Gesundheit ist unter anderem regelmäßiges Thema in Einzelfallberatungen für Familien, pädagogischen Tagen und Fortbildungen für Lehr- und Fachkräfte sowie in der Schulentwicklungsbegleitung. Bedarfsorientiert können Workshops zur psychischen Gesundheit für Schulklassen oder Jahrgänge an einzelnen Schulen angeboten werden.
Dies geschieht nicht als festes Programm, sondern als individuell geplante Maßnahme mit Rücksicht auf die jeweilige Schülerschaft und Rahmenbedingungen der Schule.
Ein weiteres Unterstützungsangebot für psychisch belastete Schülerinnen und Schüler stellt die Fachstelle zur Stärkung der psychischen Gesundheit (Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst) dar. Diese wurde Ende 2020 gemeinsam durch das Amt für Soziales und Jugend sowie das Gesundheitsamt initiiert. Die Beratung erfolgt sowohl vor Ort im Gesundheitsamt, als auch aufsuchend und im Fall akuter Krisen bei Bedarf am Schulstandort. Ziel ist stets eine Weitervermittlung der Betroffenen in das bestehende Hilfesystem. Darüber hinaus umfasst das Aufgabenprofil der Fachstelle die Beratung sowie die fachliche Weiterbildung von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, etwa aus der Schulsozialarbeit. Die Fachstelle ist in den Fachausschuss „Psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen (U27)“ der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Düsseldorf (PSAG e. V.) eingebunden.
Darüber hinaus stehen den Jugendlichen diverse Beratungsstellen der Jugendhilfe zur Verfügung, deren Angebot sie gem. Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) auch ohne die Einbeziehung der Personensorgeberechtigten in Anspruch nehmen können.
Einen Überblick gibt die Internetseite www.duesseldorf.de/djeb. Die Jugend- und Elternberatung bietet etwa das niederschwellige therapeutische Angebot „Relieve“ für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene an, die mit psychischen, psychosozialen und familiären Belastungen zu kämpfen haben. Neben der Einzelberatung bieten die Beratungsstellen auch verschiedene präventive Gruppenangebote sowie Workshops und Schulungen an, die gendersensibel und inklusiv konzipiert und gezielt auf die Bedürfnisse von Jugendlichen ausgerichtet sind. Einzelne Workshops können auf Anfrage auch direkt an Schulen durchgeführt werden. Außerdem bietet die App „Between the Lines“ Kindern und Jugendlichen in Düsseldorf Orientierung sowie Psychoedukation bei psychischen Belastungen und vermittelt gezielt in Hilfen vor Ort.
Antwort zu Frage 2:
Die Schulen nehmen die Präventionsarbeit zur psychischen Gesundheit in Eigenverantwortung wahr. Die Frage nach der Annahme von Programmen kann die Verwaltung daher nicht pauschal beantworten.
Die Erfahrungen aus dem Zentrum für Schulpsychologie sowie den Beratungsstellen der Jugendhilfe zeigen, dass beraterische und therapeutische Angebote für Kinder und Jugendliche eine hohe Auslastung erfahren. Gleiches gilt für die schulinternen Angebote durch die Schulsozialarbeit. Fortbildungen für Lehr- und Fachkräfte sowie Workshops für Schülerinnen und Schüler zum Thema psychische Gesundheit werden rege angefragt, im Rahmen von Gesundheitstagen an Schulen unter anderem auch durch die Schülervertretungen an den weiterführenden Schulen.
Antwort zu Frage 3:
Sowohl die in der Anfrage genannte COPSY-Studie des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf als auch weitere nationale und internationale Studien zeigen eine erhöhte psychische Belastung in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen. Die Verwaltung rechnet daher mit einem weiterhin steigenden Bedarf an Unterstützungsangeboten für junge Menschen auch in Düsseldorf. Um dem gerecht zu werden, sind sowohl die Erweiterung bestehender Programme als auch die Entwicklung neuer Formate und Kooperationen mit relevanten Akteuren erforderlich. Dazu zählt insbesondere eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen schulischen Fachkräften, der Schulpsychologie, der Jugendhilfe, dem Gesundheitswesen sowie weiteren Beratungs- und Präventionsdiensten.
Die Jugendhilfeplanung 2024-2028 der Düsseldorfer Beratungsstellen der Jugendhilfe sieht unter anderem eine Schnittstellenbeschreibung sowie enge Kooperation mit schulischen Akteuren und der Schulpsychologie vor. Eine zentrale Handlungsmaßnahme ist die Aktualisierung der Kooperationsvereinbarung mit dem Zentrum für Schulpsychologie sowie die Entwicklung entsprechender Vereinbarungen zur Rollenklärung und Verweisstrukturen mit der Schulsozialarbeit.
Wie oben ausgeführt, nehmen Schulen die Präventionsarbeit in Eigenverantwortung wahr. Landesweit stehen dafür diverse Präventionsprogramme zur Verfügung, exemplarisch seien MindMatters von der Unfallkasse, Lions Quest von der Stiftung der Deutschen Lions oder MindOut von der TU Dortmund genannt. Das Zentrum für Schulpsychologie berät Schulen bei Bedarf zur Planung und Umsetzung einer gelingenden Präventionsarbeit und baut seine Angebote bedarfsorientiert aus. Unter anderem werden mehr Kapazitäten für Workshops an Düsseldorfer Schulen geschaffen, die konkret den Schülerinnen und Schülern zu Gute kommen.
Weitere Workshopangebote zur psychischen Gesundheit in Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen sind durch „Between the Lines“ vorgesehen, u.a. um die App bei der Zielgruppe der Jugendlichen bekannter zu machen. Geplant ist außerdem der Aufbau einer digitalen Jugendgruppe "Online -Community zur mentalen Gesundheit", an der insbesondere junge Menschen aus Düsseldorf in einem moderierten „Peer-to-Peer- Ansatz“ partizipieren können. Des Weiteren wird perspektivisch eine zentrale Abstimmung aller Düsseldorfer Beratungsstellen im Bereich der Jugendhilfe erfolgen, um feste Zeiten für offene Sprechstunden festzulegen. Dies ermöglicht jungen Menschen – täglich bei Bedarf – sofort eine offene Sprechstunde aufzusuchen und somit dem erweiterten eigenständigen Beratungsanspruch nach KJSG zu entsprechen.