Hanns Kralik und Klaus Maase rehabilitieren

Pressemitteilung

DIE LINKE. Ratsfraktion Düsseldorf erinnert an die ehemaligen Beigeordneten Hanns Kralik und Klaus Maase, die vor 60 Jahren aus ihren Ämtern entlassen wurden. Die beiden Widerstandskämpfer gegen den Faschismus (Hanns Kralik saß im KZ Börgermoor, Klaus Maase im KZ Buchenwald) waren 1950 auf Weisung der Regierung Adenauer aus dem öffentlichen Dienst entlassen worden. Hierzu erklärt Ratsmitglied Frank Laubenburg:

Am 19. September 1950 wurde von der CDU-Regierung unter Konrad Adenauer ein Beschluss zur sogenannten „Verfassungstreue“ der öffentlich Bediensteten in der Bundesrepublik Deutschland gefasst. Die Mitgliedschaft in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), im Deutschen Kulturbund, in der Freien deutschen Jugend (FdJ) oder in der KPD reichte damit aus, um zwangsläufig aus dem öffentlichen Dienst entlassen zu werden.

Prominenteste Düsseldorfer Opfer des Adenauer-Erlasses waren zwei Beigeordnete der Landeshauptstadt. Am 25.09.1950 wurden der Kulturdezernent (und zeitweise Sportdezernent) Hanns Kralik und der Baudezernent Klaus Maase aus ihren Ämtern entlassen.

Klaus Maase, geboren 1904, stammte aus einer angesehenen Düsseldorfer Familie. Sein Vater war der pazifistische Notar Friedrich Maase, der von den Nazis 1933 aus der Anwaltskammer ausgeschlossen worden war und später im Konzentrationslager Sachsenhausen einsaß. Seine Tante Hedda Eulenberg war eine bekannte Düsseldorfer Schriftstellerin und Übersetzerin, die ebenso wie ihr Mann Herbert Eulenberg, der 1946 Ehrenbürger der Landeshauptstadt Düsseldorf wurde, von den Faschisten verfolgt wurde. Der Ingenieur Klaus Maase saß während des Faschismus im Konzentrationslager Buchenwald ein und wurde nach der Befreiung vom Faschismus Beigeordneter der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Hanns Kralik wurde 1900 geboren. Er bildete sich zunächst autodidaktisch im Zeichnen aus und absolvierte später, parallel zur Schichtarbeit im Bergbau, ein Studium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Schon früh hatte er sich in politischen Künstlergruppen organisiert, so im "Jungen Rheinland", in der Association Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands. Schließlich war er als Agitprop-Sekretär der KPD aktiv. 1933 wurde Kralik verhaftet und in das KZ Börgermoor verschleppt. Für den Roman "Die Moorsoldaten" von Wolfgang Langhoff schuf er Illustrationen aus dieser Zeit. Aus der KZ-Haft entflohen, emigrierte er über Holland nach Frankreich, wo er sich mit seiner Frau Lya der Resistance anschloss. Unter dem Pseudonym Jean arbeitete er künstlerisch für illegale Widerstandszeitungen und produzierte antifaschistische Propagandamaterialien mit Druckgraphiken und Losungen, wie "Hitler ist der Krieg - Nur Hitlers Sturz bringt uns den Frieden". Nach seiner Rückkehr 1945 musste Kralik künstlerisch von vorne beginnen - fast sein gesamtes Werk wurde von den Nazis vernichtet. Bis er durch die Kommunistenhatz der Adenauer-Regierung entlassen wurde, war er Beigeordneter der KPD und als Kulturdezernent in Düsseldorf tätig.

Hanns Kralik und Klaus Maase waren während des Faschismus und in der Bundesrepublik Deutschland politischer Verfolgung ausgesetzt. Beide sind mittlerweile verstorben. Andere Opfer der politischen Verfolgung in der Adenauer-Ära leben heute noch. Nicht wenigen wurden die Opferrenten als NS-Verfolgte gestrichen, viele verloren durch Ermittlungs- und Strafverfahren sowie Untersuchungshaft ihre materielle Existenz und wurden in die Armut getrieben.

DIE LINKE. Ratsfraktion Düsseldorf fordert nun eine Wiedergutmachung und Rehabilitation für die Opfer der Kommunistenverfolgung in der Bundesrepublik Deutschland. Für eine entsprechende Initiative des Bundestages soll sich der Stadtrat einsetzen, fordert DIE LINKE in einem entsprechenden Antrag zur Ratssitzung am 30. September 2010.