Kosten der Deutschen Oper am Rhein

Rat
Stadtrat

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Rates am 15.06.2023 (RAT/233/2023):

DIE LINKE Ratsfraktion setzt sich dafür ein, dass alle Kulturschaffenden und Kulturinteressierten gleichbehandelt werden.

Das bedeutet auf der einen Seite eine Angleichung der Förderung von Off-Kultur an das Förderniveau der so genannten Hochkultur. Auf der anderen Seite bedeutet Gleichbehandlung aber auch, dass möglichst viele Kulturinteressierte von unterschiedlichen öffentlich geförderten Kulturangeboten im Bereich der etablierten und der Off-Kultur profitieren sollen. Mehr Kulturinteressierte sollen durch möglichst vielfältige Angebote erreicht werden.

Einige traditionellere Kulturangebote – wie die Oper – hängen aber stark von der Treue eines kleinen Abonnent:innen-Publikums ab, auf welches ein Großteil des Programms ausgerichtet wird. Aus Sicht der LINKEN besteht die Gefahr, dass ein unverhältnismäßiger Anteil der öffentlichen Mittel in Angebote für ein kleines, festes Publikum fließt, und damit eine Diversifizierung kultureller Angebote eher behindert wird.

Im Fall der Deutschen Oper am Rhein sprechen wir bei der Verwendung öffentlicher Mittel aktuell nicht nur über die Subventionierung des laufenden Opernbetriebs, sondern über mindestens 750 Millionen, wenn nicht ein bis zwei Milliarden Planungs- und Baukosten aus dem städtischen Haushalt für den angedachten Neubau.

Das sind Größenordnungen, die sonst essentiellen städtischen Projekten wie dem Neubau des Technischen Rathauses vorbehalten sind. DIE LINKE will mit dieser Anfrage daher die Relationen der Förderung von Angeboten für die Freund:innen der Off-Kultur und der Oper besser einschätzen können.Seite 2

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Welche Kosten sind der Stadt Düsseldorf im Zuge der Vorbereitung des Projekts “Oper der Zukunft” bisher entstanden? (Bitte nach Projekt aufgliedern.)
     
  2. Wie hoch war die städtische Förderung für Angebote der Off-Kultur in den letzten fünf Jahren? (Bitte nach Jahr und Förderprogramm und – wo möglich – pro Besucher:in auflisten)
     
  3. Wie hoch war die städtische und Landesförderung für dieDeutsche Oper am Rhein pro Düsseldorfer Abonnent:in und pro Käufer:in einzelner Eintrittskarten in den letzten fünf Jahren? (Bitte nach Jahr, Landes- und städtischem Anteil und Abonnent:innen / Einzelkartenkäufer:innen auflisten)

Mit freundlichen Grüßen
Anja Vorspel                                           Sigrid Lehmann


Antwort der Verwaltung durch die Beigeordnete Koch:

Antwort zu Frage 1:
Der Landeshauptstadt Düsseldorf sind für die Vorbereitung des Projektes „Opernhaus der Zukunft“ Kosten von insgesamt rund 3,77 Mio. EUR entstanden. Enthalten sind die folgenden Einzelelemente:

  • Ratsfraktionsantrag „Zukunft der Oper“:

Das Projekt wurde im März 2019 durch den Ratsfraktionsantrag „Zukunft der Oper“ angestoßen. Die Kosten für die damals beauftragten Untersuchungen inkl. der 1. Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung beliefen sich auf insgesamt 703.100 EUR.
 

  • Grundsatzbeschluss „Opernhaus der Zukunft“:

Im nächsten Schritt wurde der Grundsatzbeschluss vorbereitet. Die Kosten für Projektsteuerung und weitere Untersuchungen beliefen sich auf 124.300 EUR.
 

  • Städtebaulicher Ideenwettbewerb:

Die Kosten für die Vorbereitung und Durchführung des städtebaulichen Ideenwettbewerbs inkl. Kosten für Bauherrenaufgaben und Fortschreibung des Raum- und Funktionsprogramms belaufen sich laut IPM auf insgesamt rund 2,67 Mio. EUR.
 

  • 2. Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung:

Die Kosten für die 2. Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung belaufen sich laut Düsseldorf Marketing auf insgesamt 272.500 EUR. Darin enthalten sind Projektsteuerung durch die DM, die Projektwebsite, alle Beteiligungsformate und Informationskampagnen.

 Kosten EUR     
Maßnahme(brutto)      
Ratsfraktionsantrag "Zukunft der Oper"      
Analyse des Bestandsgebäudes162.400 €      
Untersuchungen zur Erweiterten Sanierung und Neubau255.000 €      
1. Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung285.700 €      
Zwischensumme703.100 €      
"Opernhaus der Zukunft"      
Vorbereitung Grundsatzbeschluss124.300 €      
Städtebaulicher Ideenwettbewerb (IPM)      
Bauherrenaufgaben      
Vorbereitung und Durchführung des städtebaulichen Ideenwettbewerbs2.670.000 €      
Fortschreibung Raum- und Funktionsprogramm, Theatertechnik / Planung      
2. Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung (Düsseldorf Marketing)      
Projektsteuerung35.000 €     
Projektwebsite17.500 €     
Quantitative Befragungen20.000 €     
Qualitative Beteiligungsformate (Workshops, Ausstellung)180.000 €     
Informationskampagnen20.000 €     
Zwischensumme272.000 €     
GESAMT3.769.900 €     

Antwort zu Frage 2:
Im Folgenden werden die Transferaufwendungen des Kulturamtes in den Jahren 2018 bis 2023 dargestellt.

Es liegen nicht in allen Förderfällen Zahlen zu Besucher*innen vor, wodurch hierzu keine belastbare Aussage getätigt werden kann.

Die verhältnismäßig hohen Summen in den Jahren 2020 bis 2022 sind vor allem durch Zuschüsse zu Baumaßnahmen bedingt. Dazu gehören die 2020 beschlossenen Mittel für die Sanierungsmaßnahmen des Tanzhaus NRW in Höhe von 1.800.000 EUR sowie die Bezuschussung von Bühnentechnik und Anschaffungen im Rahmen des Umzugs des FFT von 455.000 EUR und ein Baukostenzuschuss von 375.000 EUR an den Künstlerverein Malkasten. Weiterhin gab es im Jahr 2021 eine bezuschusste Baumaßnahme im Marionettentheater in Höhe von 584.153 EUR.

Transferaufwendungen des Kulturamts 2018 bis 2023 
Jahr201820192020202120222023
Gesamtsumme71555177948773104700839730526106650059199811
Davon Beiratsmittel739699739566739571739571803321888810


Antwort zu Frage 3:
Die städtische und Landesförderung für die Deutsche Oper am Rhein kann nicht, wie gefordert, pro Düsseldorfer Abonnent*in und pro Käufer*in einzelner Eintrittskarten geleistet werden, sondern allenfalls bezogen auf die Zahl ausgegebener Eintrittskarten errechnet werden.

Denn:
Die Abonnements der Deutschen Oper am Rhein sind grundsätzlich übertragbar. Dieses gilt nicht nur für die sogenannten Fixabos (verschiedene Abo-Reihen mit unterschiedlicher Vorstellungszahl bei fester Sitzplatzbuchung), sondern insbesondere auch für die beliebten Wahlabonnements „8er Karte“ und „Junge „4er Karte“. Diese „8er Karte“ und „Junge4er Karte“ sind Gutscheinpakete, die in beliebiger Kombination eingelöst werden können (z.B. im Fall der „8er Karte“ für eine Vorstellung mit acht Menschen, zwei Vorstellungen mit je vier Menschen oder aber auch acht Vorstellungen allein). In diesemSinne wird nicht nur der Besuch des/der Abonnent*in durch öffentliche Förderung ermöglicht, sondern der Besuch weiterer, nicht einzeln differenzierbarer Personengruppen. Hinzu kommt: Im Bereich der Fixplatz-Abos buchen die Abonnent*innen unterschiedlich große Vorstellungspakete, so dass auch für diese Abo die Kennzahl „Förderung pro Abonnent*in“ nicht berechnet werden kann.

Die hier skizzierte Problematik gilt auch für die Gruppe der Nicht-Abonnent*innen. Denn immerhin erfolgt ein nicht unwesentlicher Anteil der Verkäufe an Nicht-Abo-Karten an größere Kund*innengruppen (z.B. Schulklassen, Reisegruppen), anonym an der Abendkasse bzw. über Vertriebsorganisationen wie die Düsseldorfer Volksbühne. In all diesen Fällen kann von der Deutschen Oper am Rhein nicht hinlänglich ermittelt werden, wie viele der in diesen Gruppen inkludierten Kund*innen wie oft das Haus besuchen, so dass die gewünschte Kennzahl hier nicht errechnet werden kann.

Aus diesem Grund listet die Tabelle die Zahl der ausgegebenen Tickets aufgeschlüsselt nach Abo-Tickets und Tickets im freien Verkauf auf.

Die Zuschüsse wurden wunschgemäß aufgeschlüsselt, allerdings muss hier zwingend darauf hingewiesen, dass die Zahlen der Theatergemeinschaft eigentlich zwingend kombiniert betrachtet werden sollten; die Aufschlüsselung nach Städten ist nicht sinnvoll.

SpielzeitEinzelkarten
Opernhaus
Düsseldorf
Anteil Einzel-
karten an Ge-
samtkarten in %
Förderung
Stadt Düs-seldorf pro
Einzelkarte
Landesförderung
pro Einzelkarte
17/1813409480170,79 €7,78 € 
18/1913035879183,67 €9,94 € 
19/20    
CORONA7693681329,29 € 19,75 € 
20/21    
CORONA15653992.035,63 € 133,49 € 
21/22    
CORONA8144382327,04 € 23,62 € 
SpielzeitAbo Opern-
haus Düssel-dorf
Anteil Abokarten an Gesamt-
karten in %
Förderung
statt Düs-
seldorf pro
Abokarte
Landesförderung
pro Abokarte
17/183440420166,42 €7,59 € 
18/193363721189,21 €10,24 € 
19/20    
CORONA1840519322,88 € 19,36 € 
20/21    
CORONA22711.417,86 € 92,98 € 
21/22    
CORONA1743918335,27 € 24,21 € 
Gesamt
Düsseldorf
OpernhausFörderung Stadt Düsseldorf
pro belegtem Platz
Landesförderung pro belegtem Platz 
 168498169,89 €  7,74 € 
 163995184,80 €  10,00 € 
 95341328,05 €  19,67 € 
 158802.026,79 €  132,91 € 
 98882328,49 €  23,72 € 
SpielzeitStadt Düsseldorfin Relation zu
Einzelkarten
in Relation zu Abokarten
Spielzeit 2017/1828.626.900,00 €22.901.520,00 €5.725.380,00 €
Spielzeit 2018/1930.306.668,52 €23.942.268,13 €6.364.400,39 €
Spielzeit 2019/2031.276.425,00 €25.333.904,25 €5.942.520,75 €
Spielzeit 2020/2132.185.500,00 €31.863.645,00 €321.855,00 €
Spielzeit 2021/2232.482.000,00 €26.635.240,00 €5.846.760,00 €
SpielzeitStadt DuisburgLand NRWdavon 70%
für Anteil
Düsseldorf
in Relation zu
Einzelkarten
in Relation zu
Abokarten
Spielzeit     
2017/189.832.700,00 €1.864.000,00 €1.304.800,00 €1.043.840,00 €260.960,00 €
Spielzeit
2018/19
10.046.797,00 €2.343.730,00 €1.640.611,00 €1.296.082,69 €344.528,31 €
Spielzeit
2019/20
10.581.200,00 €2.679.720,00 €1.875.804,00 €1.519.401,24 €356.402,76 €
Spielzeit     
2020/2110.724.000,00 €3.015.261,00 €2.110.682,70 €2.089.575,87 €21.106,83 €
Spielzeit
2021/22
10.847.000,00 €3.350.803,00 €2.345.562,10 €1.923.360,92 €422.201,18 €