Sachstand Renaturierung Düsseldorfer Gewässer
Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE zur Sitzung des Ausschuss für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz am 20.03.2025 (AUS/018/2025):
Am 18. August 2024 ist die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur vom Rat der Europäischen Union (Umwelt) in Kraft getreten. Die EU-Verordnung gilt unmittelbar in den Mitgliedstaaten und ist bindend für alle Ebenen, Bund, Länder und Kommunen.1
Nach offiziellen Angaben sind rund 80 Prozent der Lebensräume in der Europäischen Union in einem schlechten Zustand. Das Gesetz verpflichtet die EU-Länder, bis 2030 mindestens je 20 Prozent der geschädigten Flächen und Meeresgebiete wiederherzustellen und bis 2050 alle bedrohten Ökosysteme. Das betrifft Wälder, Auen, Stadtbäume und Fließgewässer. Hinzu kommt, dass mindestens 30 % der entwässerten Torfgebiete bzw. Moore bis 2030 wiederhergestellt werden müssen. Gleichzeitig gilt, dass sich der Zustand von einmal wiederhergestellten Flächen grundsätzlich nicht erheblich verschlechtern darf.
Ohne den Rhein beträgt die Länge der Fließgewässer in Düsseldorf ca. 140 Kilometer. Seit 1986 begann man in Düsseldorf mit Gewässerausbaumaßnahmen. Bis Ende 2022 wurden von den 140 Kilometern 33,5 Kilometer naturnah umgebaut. Gegenwärtig gibt es in Düsseldorf beim Stadtentwässerungsbetrieb mehrere Projekte, die eine Verbesserung des ökologischen Zustands der Fließgewässer planen und umsetzen. Jedoch fehlt eine Übersicht des aktuellen Sachstandes, auch was die Wiedervernässung und Wiederherstellung von Moorgebieten in Düsseldorf betrifft.
DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:
1. Wie ist der Sachstand von Planung (bis 2030) und Umsetzung der Renaturierung der Fließgewässer in Düsseldorf? (Bitte mit Angaben zu: Nördliche Düssel, Südliche Düssel, Kittelbach, Brückerbach, Innere Nördliche Düssel, Innere Südliche Düssel, Pillebach, Schwarzbachgraben, Eselsbach, Hoxbach, Anger, Itter.)
2. Welche der Moore gibt es im Düsseldorfer Stadtgebiet (Anzahl, Größe) und können diese bis 2030 wiedervernässt werden? Wenn nein, warum nicht?
3. Welche Planungen gibt es zur Wiederherstellung weiterer geschädigter Flächen in Düsseldorf, wie Auen oder Waldgebiete gibt es bis 2030?
Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Lehmann Inge Heuschen Rita Kiwitt
Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Kral:
Antwort zu Frage 1:
Bei der Beantwortung dieser Frage werden alle Vorhaben an den Fließgewässern berücksichtigt, bei denen in den nächsten Jahren mit dem Beginn der Umsetzung der Maßnahme ausgegangen wird. Maßnahmen zum rein technischen Hochwasserschutz an der Nördlichen Düssel (Altenbergstraße und Zweibrückenstraße) oder der Rheinrückstaudeich an der Itter in Düsseldorf-Benrath sind hier nicht berücksichtigt.
Gewässer | Abschnitt | Voraussichtli- cher Baubeginn | Länge | |
Anger | Ortslage Angermund bis Stadt- grenze Duisburg | 2025 | 4.300 m | |
Südliche Düssel | Kamper Weg bis Bahnlinie | 2027 | 450 m | |
Kittelbach | Flughafendurchlass bis Nieder- rheinstraße | 2026 | 1.700 m | |
Kittelbach | An der Piwipp bis Wilseder Weg | 2027 | 400 m | |
Pillebach | Steinweg bis Friedrich-Wilhelm- Straße | 2027 | 250 m | |
Pillebach | Torfbuchstr. | 2028 | 50 m | |
Hoxbach | Altenbrückstraße bis Spandauer Straße | 2029 | 650 m | |
Alter | Schwarz- | Theodorstraße bis Mintarder Weg | 2028/29 | 920 m |
bachgraben | ||||
Itter | Urdenbacher Allee bis Rhein- mündung | 2028/29 | 850 m | |
Summe | 9.570 m |
Weitere Planungen zur naturnahen Entwicklung der Gewässer sind vorgesehen, deren Umsetzung kann allerdings zeitlich noch nicht realistisch eingeschätzt werden und wird voraussichtlich erst nach 2030 erfolgen.
Weitere Projekte seitens des SEBD sind ab 2030 am Eselsbach, Hoxbach, Kittelbach und an der nördlichen Düssel sowie am Pillebach vorgesehen.
Antwort Frage 2:
Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf hat in seiner Sitzung am 16.12.2021 beschlossen, für die Umsetzung von Projekten zur Klimaanpassung und zur Verbesserung der Biodiversität für die Jahre 2022 bis 2026 jährlich 5 Mio. Euro in den Haushalt einzustellen (siehe RAT/681/2021). Im Handlungsfeld 4 werden Maßnahmen zur Rekultivierung von Niedermooren aufgeführt. In Düsseldorf gibt es zwei Niedermoorstandorte, in den Rahmer Benden und im Eller Forst. Die Maßnahmen sehen folgendes vor:
Niedermoor Rahmer Benden
Mit der Reaktivierung der Relikte des Niedermoores im Naturschutzgebiet Rahmer Benden im Stadtbezirk 5 soll der Bereich dauerhaft geschützt und weiterentwickelt werden. Die Reaktivierung setzt interkommunales Handeln und Denken voraus, da wasserwirtschaftliche Maßnahmen in diesem Bereich der Rahmer Benden sich auf Teile der Städte Duisburg, Düsseldorf und Ratingen auswirken können.
Bis Ende 2023 wurden auf Teilflächen der Landeshauptstadt Düsseldorf Maßnahmen durchgeführt. Diese beinhalten den Ankauf von Grundstücken, Bodenuntersuchungen und die Entfernung von mooruntypischer Bewaldung (Pappeln).
Es ist vorgesehen, im Naturschutzgebiet weitere Kernflächen des Moores zu erwerben. Die Ankaufverfahren laufen noch und stehen zum Teil kurz vor dem Abschluss.
Dazu soll perspektivisch eine Machbarkeitsstudie erarbeitet werden, die die Potentiale und Voraussetzungen für eine Wiedervernässung darstellt. Mit der Studie sollen konkrete Maßnahmen benannt werden um das Rahmer Moor zu schützen und zu entwickeln. Ein entsprechender Förderantrag wird aktuell vorbereitet.
Niedermoor Eller Forst
Aufgrund der Lage der abgedeckten Altdeponie im Eller Forst im Stadtbezirk 8 kommen nur Teile des ehemaligen Niedermoorgebietes für eine Reaktivierung in Frage.
Mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sind Pflegemaßnahmen geplant, um standortuntypischen Aufwuchs zu entfernen und die Feuchtwiesen im Eller Forst weiter zu entwickeln und ehemalige Wiesenflächen wieder instand zu setzen.
Antwort Frage 3:
Mit der Vorlage AÖE/050/2022 wurde der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie, Abfallmanagement und Bevölkerungsschutz sowie der Ausschuss für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz über die Ergebnisse des „Klimawandelchecks für den Düsseldorfer Stadtwald“ informiert.
Mit den erhobenen, verarbeiteten und aufbereiteten Daten wird es der Verwaltung zukünftig besser möglich sein, konkrete Maßnahmen in den Waldbereichen umzusetzen, um so die vielfältigen Ökosystemleistungen des Stadtwaldes auch im Klimawandel nachhaltig zu sichern.
Auf der Basis der Ergebnisse aus dem Klimawandelcheck wurde der Beschluss gefasst, Ergänzungspflanzungen von insgesamt 61.000 Bäumen in den Jahren 2023 bis 2026 zur Klimaanpassung im Düsseldorfer Stadtwald umzusetzen.