Realisierbarkeit von Regengärten auf städtischen Flächen

Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie, Abfallmanagement und Bevölkerungsschutz

Anfrage des Ratsmitglieds Sigrid Lehmann zur Sitzung des AÖE am 18.11.2024 (AÖE/035/2024):

Extreme Wetterereignisse nehmen durch den Klimawandel weltweit signifikant zu. So ist die Starkregenvorsorge auch in Deutschland zu einem wichtigen Thema geworden. Laut Umweltbundesamt lag die Zahl der Tage mit Großwetterlagen mit hohem Hochwassergefahrenpotential in den vergangenen 30 Jahren um das 2- bis 3-fache über den Werten zu Beginn des 20sten Jahrhunderts. Gestiegen sind auch die Schäden, die starke Gewitter in den Städten hervorrufen.

Die großräumige Versiegelung von Städten führt zu deutlichen Veränderungen des natürlichen Wasserhaushalts. So fließen Niederschläge vermehrt an der Oberfläche ab und immer geringere Mengen Wasser können versickern. Höhere Niederschlagsmengen können so zur Überlastung des Abwassersystems und Überflutungen führen.

Die Flächenversiegelung beeinflusst auch das natürliche Grundwassersystem der Stadt. In dicht bebauten Städten gelangen große Teile des Regenwassers nicht mehr in die tieferen Erdschichten. Die Folge: Der Grundwasserspeicher kann sich nicht wieder auffüllen (vgl. Earth System Knowledge Plattform des Helmholtz-Zentrums: https://themenspezial.eskp.de/metropolen-unter-druck/vor-naturgefahren-schuetzen/schwammstaedte-helfen-bei-starkregen-93779/).

Dem könnten sogenannte Regengärten entgegenwirken. Regengärten sind speziell gestaltete Grünflächen, die dazu dienen, Regenwasser auf natürliche Weise zu sammeln und zu speichern. Sie sind flache, begrünte Vertiefungen in der Landschaft. Die Zusammensetzung der Regengärten, eine Kombination aus Pflanzen, Bodenstrukturen und Mulchmaterialien, trägt dazu bei, dass das Regenwasser langsam versickert und nicht abfließt. Dadurch wird das Wasser zurück in den Boden geleitet und dort von den Pflanzen aufgenommen und genutzt.

So bieten Regengärten viele Vorteile: Sie unterstützen dabei, Regenwasser sinnvoll zu nutzen und zu speichern. Auch tragen sie zur Reduzierung von Oberflächenabfluss bei, indem sie das Regenwasser aufnehmen und in den Boden filtrieren. Ferner bieten sie Lebensraum für verschiedene Pflanzen- und Tierarten und fördern somit die Biodiversität.

Regengärten können einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten.

Ich frage an:

1. Wie bewertet die Verwaltung den potenziellen Nutzen und die Realisierbarkeit von Regengärten auf städtischen Flächen in Düsseldorf? (Bitte auch konkrete Planungen mit Zeitlinie aufführen, wenn vorhanden.)?

2. Welche konkreten städtischen Flächen sind potenziell für die Errichtung von Regengärten geeignet? (Bitte auflisten.)

3. Ist eine Finanzierung der Einrichtung von Regengärten aus Mitteln des Klimafonds möglich?

Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Lehmann
 

Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Kral:
Vorbemerkung:
Als Regengärten werden unversiegelte und meist abgesenkte Flächen im öffentlichen Raum bezeichnet, die Regenwasser sammeln, versickern und verdunsten bzw. verzögert ableiten. Durch eine geeignete Bepflanzung kann das Regenwasser vorab auch gefiltert werden. Wichtig ist eine Auswahl an Pflanzen, die sowohl an Feuchte als auch an Trockenzeiten angepasst ist. Regengärten tragen durch die Versickerung zu einer Grundwasserneubildung bei. Durch einen Schichtenaufbau des Bodens kann mehr Wasser zurückgehalten werden und versickern.

Antwort zu Frage 1:
Der potenzielle Nutzen von Vegetationsflächen, die im Falle eines Starkregenereignisses das Oberflächenwasser aufnehmen und verzögert in den Untergrund versickern, wird aus Sicht der Anpassung an den Klimawandel sowie aus Sicht der Biodiversität als hoch eingeschätzt. Die örtliche Versickerung hat neben der Abwehr von Gefahren von Starkregen weiter positive Aspekte:
- Verbesserung des Mikroklimas durch die Verdunstungskühle.
- Eine Rückspeisung des Niederschlagswassers (Grundwasserneubildung).
- Durch die Schaffung zumindest temporärer Feuchtbereiche ein größeres Habitat-Spektrum und damit eine höhere Biodiversität.
- Eine Bessere Wasserversorgung der Vegetation und damit eine Minderung von (Grundwasser-)Ressourcen verbrauchenden Bewässerungsgängen.

Um die Umsetzung in künftige Planungen und Umplanungen zu verankern, wurde im kommunalen Handlungskonzept zum Starkregenrisikomanagement die Schaffung von Notwasserwegen in entsprechende Flächen (darunter auch Grünflächen) aufgenommen. Die bereits existierende Starkregengefahrenkarte ist ein hilfreiches Werkzeug, um den Bedarf und die Möglichkeiten für solche Notwasserwege in potenzielle Versickerungsflächen zu lokalisieren. Die Flächen müssen aus Sicht der Klimaanpassung nicht zwingend mit einer Begrünung im Sinne der oben genannten Regengärten bepflanzt werden. Gestalterische Gründe, wie zum Beispiel Rasenflächen in deckmalgeschützten Grünanlagen oder Nutzungsanforderungen, wie zum Beispiel Rasen als Spielfläche, können einem Regengarten entgegenstehen. Die Einleitung von Niederschlägen in vertiefte Rasenflächen stellt dennoch eine wesentliche Verbesserung im Umgang mit dem Wasser dar.

Auf der strategischen Ebene kann die aktuelle Fortschreibung des Klimaanpassungskonzepts der Landeshauptstadt Düsseldorf einen weiteren, wichtigen Beitrag zur Identifikation von Potenzialen für derartige Vegetationsflächen leisten.

Aus den Mittel des Ratsbeschlusses RAT/681/2021 für „Kommunale Maßnahmen zur Klimaanpassung und Verbesserung der Biodiversität“ konnten bereits Projekte umgesetzt werden, die Eigenschaften eines sogenannten Regengartens aufweisen:
- Pocketpark Stadt-Wald/Wald-Stadt Albertstraße in Flingern-Süd
Flächengröße ca. 2.000 m² mit ca. 800 m² angeschlossener Verkehrsfläche, die der Parkanlage über eine bepflanzte Muldenversickerung zugeführt werden.
- Alter Gerresheimer Friedhof, Dreherstraße
Der abgeschlossene Umbau dieser Parkanlage beinhaltet neben der Entsiegelung von Flächen auch die Ableitung des Niederschlagswassers in entsprechend ausgeformte Topografien der Grünflächen, welches zuvor in den Kanal entwässert wurde.

Weitere Maßnahmen sollen zeitnah realisiert werden:
- Klimaangepasste Umgestaltung Quartiersplatz Ingeborg-Bachmann-Straße in Düsseldorf-Hellerhof.
Die Wegeflächen der umgestalteten Quartiersfläche werden hier künftig in die Grünflächen entwässert (derzeit in Planung, Realisierung im 2. Halbjahr 2025).
- Entwicklung blau-grüner Infrastruktur Dormagener Straße Entsiegelung von beparkten Flächen, Wiederherstellung ehemaliger Grünflächen und Anlage von bepflanzten Versickerungsmulden zur Aufnahme der Niederschläge der angrenzenden Verkehrsflächen (Realisierung Ende 2025).

Antwort zu Frage 2:
Die Eignung von Flächen für Regengärten (und / oder andere Maßnahmen der Klimaanpassung) wird im jeweiligen Fall der Projektbearbeitung individuell geprüft.

Langfristig sollen die oben genannten Strategien im Zusammenhang mit der Fortführung des Klimaanpassungskonzeptes der Landeshauptstadt Düsseldorf zur weiteren Identifikation von Potenzialstandorten führen.

Antwort zu Frage 3:
Die Mittel aus dem Ratsbeschluss RAT/681/2021 für Klimaanpassungsmaßnahmen sind bis zum Jahr 2026 für konkrete Maßnahmen vorgesehen. Die oben dargestellten Maßnahmen werden hieraus finanziert. Es werden keine Mittel aus dem Klimaschutz-Etat verwendet.

Für Klimaanpassungsmaßnahmen, somit auch für Regengärten, können individuell Fördermittel recherchiert und akquiriert werden. Dazu sind aktuelle Fördermöglichkeiten zu prüfen. Die Bedingung für eine Förderung sieht eine gewisse Planungsreife eines Projekts vor, so dass erst nach Vorlage eines Maßnahmenkonzepts oder einer Machbarkeitsstudie eine Förderung beantragt werden kann.