Trinkwasserschutzgebiet Lohauser Deich – Am Staad
Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Rates am 10.04.2025 (RAT/113/2025):
Das Plangebiet für den geplanten Open Air Park liegt im festgesetzten Wasserschutzgebiet für das Einzugsgebiet der Wassergewinnungsanlage „Am Staad“ der Stadtwerke Düsseldorf AG. Der größte Teil des Plangebietes liegt in der Wasserschutzzone III A. Am südlichen Rand des Plangebietes reicht die bestehende Erschließungsstraße bis in die Wasserschutzzone II.
Daher sind die Vorgaben der Wasserschutzgebietsverordnung „Am Staad“ vom 29.10.2010 zu berücksichtigen.
Die Wassergewinnung des Wasserwerkes“ Am Staad“ besteht aus 75 Prozent Uferfiltrat des Rheins und ca. 25 Prozent Grundwasser. Insgesamt werden täglich circa 40 Millionen Liter gefördert.
Auf Festivals entsteht laut Jacob Bilabel, Leiter des Aktionsnetzwerks Nachhaltigkeit, pro Kopf 1,5 Kilogramm Müll am Tag.1 Dieser Müll, zum Beispiel Einwegmüll, Merchandisinggegenstände, Verkleidungsmüll bis hin zu Zigarettenkippen, kann durch Wind oder Regen schnell in den Bereich der Wasserschutzzone gelangen. Bei einem Event von bis zu 80.000 Besucher:innen wären das bis zu 120.000 kg Müll.
Weiterhin wurde in den Niederlanden2 und auch England durch Wassertests festgestellt, dass Urin der Festivalbesucher*innen ungefiltert ins Grundwasser gelangt. Dabei wurde in Wasserproben nach dem Festival auch Kokain, Benzoylecgonin und MDMA gefunden.3 Diese Stoffe können durch die vorhandenen Kläranlagen nicht ausgefiltert werden. Als weiteres Szenario sind mögliche Löscheinsätze der Feuerwehr zu betrachten.
Wenn noch keine Starkstromversorgung für Bühnen- und Beleuchtungstechnik vorhanden ist, müsste es bei ersten Events zum Einsatz von Dieselgeneratoren kommen. Dies hat der Vertreter von D.Live am 16.01.2025 auf Nachfrage in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt-, Klima- und Verbraucherschutz bestätigt.
Auch Löschmittel könnten Schadstoffe das Grundwasser gefährden.
2https://www.deutschlandfunk.de/abwasser-bei-festivals-voller-drogenreste-100.html
Die Linke Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:
1. Welche Schutzmaßnahmen gegen die Verschmutzung der Wasserzone II und I durch Müll sind nötig, um das Grundwasser nicht zu verunreinigen?
2. Welche Nachrüstungsmaßnahmen beim Wasserwerk wie z.B. Filteranlagen sind nötig, um Drogen, Mikroplastik und Medikamente vor der Trinkwassergewinnung auszufiltern?
3. Auf welche Weise kann ein Brand bei Einsatz von Dieselgeneratoren gelöscht werden, ohne das Grundwasser zu belasten?
Mit freundlichen Grüßen
Anja Vorspel Sigrid Lehmann
Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Kral:
Grundsätzliche Informationen vorweg:
Der Schutz des Trinkwassers, insbesondere in den Wasserschutzzonen I und II, hat einen sehr hohen Stellenwert. In den einzelnen Verfahren im Zusammenhang mit dem Open-Air-Park (z. B. Bebauungsplanverfahren oder erforderliche Genehmigungsverfahren für einzelne Veranstaltungen) werden daher die Belange des Gewässerschutzes, insbesondere eine Einhaltung der Anforderungen aus der entsprechenden Wasserschutzzonenverordnung, intensiv geprüft und, wo geboten, Auflagen zum Schutz des Grundwassers erteilt. Im Verfahren werden auch regelmäßig die Stadtwerke Düsseldorf AG als Wasserrechtsinhaber und Betreiber der Trinkwassergewinnungsanlagen um Stellungnahme gebeten.
Antwort zu Frage 1:
Die wichtigsten Maßnahmen, um die Veranstaltungsfläche und das Umfeld vor Verunreinigungen zu schützen, sind Maßnahmen zur Abfallvermeidung sowie zur Abfallsammlung und Flächenreinigung.
Für das Veranstaltungsgelände selbst ist der Veranstalter für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen verantwortlich. Die Verwaltung wird die Veranstalter im Rahmen der Veranstaltungsplanungen beraten und unterstützen, etwa zur Abfallvermeidung durch die Verwendung von Mehrweggeschirr.
Die Verwaltung hat außerdem im Blick, ob im Umfeld der Veranstaltungsfläche (z. B. auf Zuwegungen) ausreichend Abfallsammelbehälter vorhanden sind oder ggfs. zusätzliche Reinigungsmaßnahmen notwendig sind und wird erforderliche Maßnahmen veranlassen.
Antwort zu Frage 2:
Pharmaka und andere Spurenstoffe gelangen im gesamten Stadtgebiet über verschiedene Pfade in die Gewässer (Abwasser/Kläranlagen, Niederschlag/Atmosphäre, Altablagerungen etc.). Die Eintragspfade in den Wasserschutzgebieten sind in der Regel bekannt und werden kontinuierlich überwacht. Durch 12 Aktivkohlefilter in der Wasseraufbereitungsanlage des Wasserwerks werden diese Stoffe aus dem Rohwasser entfernt. Zusätzlich wird die Qualität des aufbereiteten Trinkwassers intensiv überwacht.
Veranstaltungen sind grundsätzlich in der Wasserschutzzone III A des Wasserschutzgebiets Am Staad zulässig. Das Gefährdungspotential der Veranstaltungsfläche bzgl. des Eintrags von Fremd- bzw. Spurenstoffen in das Grundwasser ist generell, u. a. auch aufgrund der Beschaffenheit des Untergrundes, sehr gering. Darüber hinaus werden von den Veranstaltern organisatorische Schutzmaßnahmen getroffen (z. B. Verfügbarkeit ausreichender WC-Anlagen, Verhindern des unbefugten Zutritts zur Wasserschutzzone II).
Antwort zu Frage 3:
Um den erforderlichen Energiebedarf für Großveranstaltungen zu decken wird bis zur Herstellung einer ausreichend leistungsfähigen stationären Erschließung der Einsatz von Dieselaggregaten notwendig sein. Dieselaggregate sind in der Wasserschutzzone III A des Wasserschutzgebiets Am Staad zulässig. In den Genehmigungsverfahren für die jeweilige Veranstaltung wird durch die Verwaltung geprüft und durch entsprechende Auflagen sichergestellt, dass alle wasserrechtlichen Vorgaben zur Errichtung und zum Betrieb der Aggregate (z. B. ausreichende Rückhaltung für ggfs. auftretende Leckagen) eingehalten werden.
Sollte es trotz aller vom Veranstalter getroffenen Sicherheitsvorkehrungen zu einem Brandereignis kommen, wird Löschwasser nach Möglichkeit zurückgehalten (z. B. wenn Aggregate auf befestigter Fläche abgestellt werden). Gelangt Löschwasser dennoch in den Boden, weil eine Rückhaltung aus zeitlichen oder technischen Gründen nicht möglich war, werden im Rahmen der Brandschadensnachsorge Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers getroffen, z. B. Auskoffern von belastetem Boden.