Wanderratten in der städtischen Kanalisation

Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie, Abfallmanagement

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Ausschusses für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie, Abfallmanagement am 30. Mai 2022 (AÖE/028/2022), beantwortet in der Sitzung vom 26. August 2022:

Die in Kanalisationen lebenden Wanderratten können laut Informationen des Bundesumweltamtes Überträger einer Vielzahl von Krankheiten sein. Auf dem Weg durch die Kanalisationen, über Müllhalden, die Müllbehälter in den Wohngebieten, aber auch durch Kompostanlagen und andere Orte mit organischem verrottenden Material werden, dort vorhandene Krankheitserreger aufgenommen und im Fell mitgeschleppt. Als Beispiele hierfür werden Salmonellen, Leptospiren (Auslöser der Weilschen Krankheit) und Toxoplasmen (Auslöser der Toxoplasmose) genannt.

In vielen Städten ist eine Zunahme der Rattenpopulation zu beobachten. Es wird geschätzt, dass das Verhältnis Ratte zu Mensch in Großstädten mindestens 2:1 beträgt. Die Stadt Bonn kam nach einer Beratung von Experten 2018 zu der Einschätzung, dass bis zu fünf Ratten pro EinwohnerIn in Bonn leben würden. Das entspräche einer Gesamtpopulation von ca. 1,5 Millionen Tiere. Auf Düsseldorf übertragen wären das bei 640.000 EinwohnerInnen etwa 3,2 Millionen Ratten. Bei genügend vorhandener Nahrung können sich Ratten rasant vermehren. Es dauert rund drei Wochen, bis 6- 8 köpfiger Nachwuchs kommt. Nach drei bis fünf Monaten sind diese geschlechtsreif.

In der Vergangenheit wurden in Düsseldorf immer wieder Wanderraten gesichtet. In der Antwort des Amtes für Verkehrsmanagement auf eine Bitte der BV10 etwas gegen die Ratten in Garath zu unternehmen, hieß es jedoch, es gebe es im Stadtteil „keine Ratten beziehungsweise Rattennester oder Spuren“. Deshalb sind keine weiteren Maßnahmen geplant.

Die Beobachtungen von Bürger:Innen in Garath, wie aber auch im gesamten Stadtgebiet, stellen sich anders dar. Mittlerweile stehen an vielen Stellen in der Stadt Rattenfallen.

Presseberichte in den letzten Jahren aus Garath, Benrath, Lohausen zeugen davon, dass das Problem wächst. Während der immer häufigeren Dürresommer mit zeitweiser Extremhitze kommen die Ratten vermehrt aus der Kanalisation zur Nahrungsaufnahme an die Oberfläche. Auch die zunehmend warmen Winter begünstigen das Rattenwachstum. Das größte Problem ist jedoch die "Entsorgung” von Lebensmittelresten, insbesondere in die Kanalisation. Jedes Jahr werden in Deutschland schätzungsweise 18 Millionen Tonnen unverdorbener Lebensmittel weggeworfen.

Die Stadt muss sich um Rattenplagen an öffentlichen Orten wie Spielplätzen, Friedhöfen und in der Kanalisation kümmern. Düsseldorf hatte 2018 versucht, die Tiere mit Blutgerinnungshemmer direkt in der Kanalisation zu bekämpfen. Das Problem dabei ist jedoch, dass die Köder nicht mit Wasser in Berührung kommen dürfen, damit die Giftstoffe nicht in die Klärwerke gelangen. Das Bundesumweltamt empfiehlt auch die Sicherung von Rohren durch spezielle Rückstauklappen oder Gitter.

Die Bekämpfung von Ratten auf privatem Gelände obliegt dem Haus- bzw. Grundstückseigentümer. Informationen auf den städtischen Seiten zur Schädlingsbekämpfung für Privatleute sind sehr dürftig, trotzdem eine Rattenplage in der Regel nicht auf das Privatgelände beschränkt ist und die Ratten meist aus den städtischen Kanälen hervorkommen.

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Welche Maßnahmen traf die Stadtverwaltung in den letzten fünf Jahren gegen die Ausbreitung von Wanderratten im Stadtgebiet; vor allem über die städtische Kanalisation?
     
  2. Wie viele Sichtungen von Wanderratten beziehungsweise von Ratten-Nestern und anderen Spuren wurden in den letzten fünf Jahren berichtet? (Bitte aufgeschlüsselt nach Stadtteilen.)
     
  3. Welche Maßnahmen trifft die Stadt, um Schutzmaßnahmen gegen den Übergang von Wanderraten aus dem Kanalsystem in private Gebäude zu unterstützen?
     

Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Lehmann               Julia Rupp                Olaf Nordsieck


Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Kral:

Antwort zu Frage 1:

Der Kanalbetrieb des SEBD kümmert sich seit langem um die Rattenbekämpfung in der Kanalisation.
Seit Nov. 2017 wird die Rattenbekämpfung in einem Betriebsführungssystem dokumentiert. Grundlage hierzu ist die Kanaldatenbank mit ihren Schachtnummern, denen die Belegung mit Rattengift zugeordnet werden. Somit werden alle Belegungen dokumentiert und die Fraßaktivitäten der Ratten ermöglichen es, Befallsschwerpunkte in der Kanalisation zu ermitteln und diese in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren oder gar erneut mit Fraßködern zu belegen.
Die Köderstellen selbst werden erstmalig nach 14 Tagen und anschließend spätestens alle 2 – 3 Wochen kontrolliert. Bei jeder Kontrolle werden gefressene Köder durch frische Köder ersetzt. Die Rattenbekämpfung gilt als abgeschlossen, wenn die Köder nicht mehr angenommen werden.

Antwort zu Frage 2:
Die Kanalisation ist ein sehr unübersichtliches Befallshabitat. Rattenbefall ist nur anhand von Aktivitätsspuren, Kot oder Trittsiegel im Kanalschacht bzw. im Schmutzfänger feststellbar. Sofern diese Hinweise bei der Kanalreinigung oder Inspektion auffallen, wurde und wird schon immer in den befallenen Bereichen eine Rattenbekämpfung durch Auslegen von Ködern mit geschulten Mitarbeitern durchgeführt.

Ausschlaggebend für eine Rattenpopulation ist immer das Nahrungsangebot. Hierzu zählen Vermüllungen oder aber auch Lebensmittel, die über die Toilette in die Kanalisation gespült werden.

Anlage: Auswertung nach Stadtteilen

Antwort zu Frage 3:
Ratten nutzen die Kanalisation wie ein Straßennetz, um verdeckt von einem Ort zum nächsten zu gelangen. So finden sie immer wieder Nahrungsmittel, die über Toiletten entsorgt werden. Um einem Rattenbefall vorzubeugen, sollten daher Essensreste nicht über die Toilette entsorgt werden.
Der Einbau einer Rattenklappe verhindert, dass Ratten über die Kanalisation ins Haus gelangen. Dieses sind allerdings private Maßnahmen, die vom Eigentümer durchgeführt werden müssen. Die Beratung von Bürgern erfolgt auf Nachfrage.