Düsseldorfer Wälder gegen Klimawandel stärken

Ausschuss für Umweltschutz

Anfrage der Fraktion DIE LINKE.Düsseldorf zur Sitzung des Umweltausschusses am 7. November 2019:
Der Klimawandel schädigt durch extrem trockene und heiße Perioden im Sommer sowie durch Starkregenereignisse den Baumbestand. Damit ist auch sein Beitrag gegen den Klimawandel bedroht. Die Wälder absorbieren zehn Prozent der Treibhausgasemissionen.

Laut „Grünordnungsplan 2025“ (veröffentlicht 2014) gibt es im Düsseldorfer Stadtgebiet rund 2.700 ha Waldflächen, die 12,3 % der Gesamtfläche des Stadtgebiets umfassen. 2.200 ha davon sind in städtischer Verwaltung, 500 ha in privater Hand (vor allem im nördlichen Stadtgebiet). Die Baumarten verteilten sich laut dem „Grünordnungsplan 2025“ auf 25 % Eiche, 20 % Buche, 50 % andere Laubgehölze und 5 % Nadelbäume. Nadelbäume haben sich als besonders anfällig für Hitze und Trockenheit gezeigt.

Die Stadt strebt deshalb seit spätestens 2014 an, die verbliebenen Nadelholzbestände sukzessive durch Arten mit hoher Trockenstresstoleranz zu ersetzen und so stabile Mischbestände aufzubauen. Bei der Auswahl der Arten orientiert sie sich u.a. an der Klimaartenmatrix für Waldbaumarten (KLAM-Wald; Stiftung Wald in Not 2008).

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Wie ist der Zustand der Bäume auf Düsseldorfer Privat- und Kommunalwaldflächen nach dem Hitzesommer 2019?
     
  2. In welchem Umfang werden dort seit 2014 an Extremwetterverhältnisse angepasste Baumarten angepflanzt und wie haben sich diese bisher bewährt?  
     
  3. Wann und in welchem Umfang werden Baumschäden durch Extremwetterverhältnisse mit Wiederaufforstungen ausgeglichen und finden dazu auch Gespräche mit Privatwald-BesitzerInnen statt?

Mit freundlichen Grüßen
 

Natalie Meisen                                Odd Krause                                     Rita Kiwitt

 

Antwort der Verwaltung am 07.11.2019 (Beigeordnete Stulgies)

Vorbemerkung:
Die Betreuung des Düsseldorfer Privatwaldes erfolgt durch die zuständigen Regionalforstämter Niederrhein und Bergisches Land im Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Zum Zustand des Baumbestandes im Privatwald liegen der Verwaltung noch keine aktuellen Angaben vor. Zum Ende 2019 werden nähere Daten zu Privatwäldern im Rahmen der Veröffentlichung des Waldzustands-berichtes des Landes NRW veröffentlicht.
Die Fläche des Privatwaldes in Düsseldorf macht nur ca. 19 % des gesamten Waldbestandes in Düsseldorf aus.

zu Frage 1: Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt hat am 07. 10. 2019 im Ausschuss für Öffentliche Einrichtungen ausführlich über den aktuellen Zustand des kommunalen Stadtwaldes berichtet.
Die trockenen Sommer der beiden letzten Jahre haben auch im Düsseldorfer Stadtwald deutliche Spuren hinterlassen. Im Jahr 2018 fielen in der Vegetationszeit nur rund 50 Prozent des langjährigen Durchschnitts an Niederschlag. Dieses Niederschlagsdefizit konnte auch im Folgejahr nicht ausgeglichen werden, so dass auch im Sommer 2019 in ganz Nordrhein-Westfalen in der tieferen Bodenschicht noch eine extreme bis außergewöhnliche Dürre herrschte. Durch den Wassermangel nimmt die Vitalität der Bäume ab und sie werden anfälliger für Schädlinge, wie Pilze und Insekten. Zusätzlich ist eine vermehrte Trocken- und Totholzbildung in den Baumkronen festzustellen.
Im September 2019 wurde der Zustand des Baumbestandes im Stadtwald durch die Revierförster begutachtet und die bisherigen Ausfälle nach den beiden Trockensommern bilanziert. Insgesamt sind seit 2018 im Stadtwald rund 5.400 Bäume abgestorben oder mussten wegen des Verlustes ihrer Standsicherheit gefällt werden.
Die wenigen Fichten im Stadtwald wurden von Borkenkäfern – Buchdrucker und Kupferstecher – befallen. Die befallenen Bäume werden fortlaufend entnommen, um eine weitere Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern. Insgesamt sind bisher 800 Fichten abgestorben.
An alten Rotbuchen tritt in Folge der Dürre eine Komplexerkrankung aus Schadinsekten und Pilzbefall auf, die zum Absterben der Bäume führen kann. Insgesamt sind bisher 200 Rotbuchen abgestorben. An durch den Orkan „Ela“ aufgerissenen Wald- und Parkrändern treten sogenannte Sonnenbrand-Schäden an der äußeren Rinde der Buchen auf, die zum Absterben des Kambiums führen und schließlich zum Verlust der Standsicherheit dieser betroffenen Bäume.

Bei den Eichenbeständen hat in den letzten beiden Jahren der Befall mit Eichenprozessionsspinnern deutlich zugenommen. Daneben zeigen einige alte Eichen in Folge der langen Trockenheit starke Kronenschäden mit Totastbildung sowie Befall mit Baumpilzen. Insgesamt sind bisher 200 Eichen abgestorben.
Beim Bergahorn wurde in den vergangenen Monaten vermehrt die Rußrindenkrankheit, eine Pilzer-krankung, festgestellt. Insgesamt sind bisher 1.500 Bergahorne abgestorben. Die befallenen Bäume müssen entnommen werden, da die Sporenbildung der verursachenden Pilze eine Gesundheitsgefahr für den Menschen darstellen kann.
Bei den Eschen tritt eine andere Pilzerkrankung, das sogenannte Eschentriebsterben auf. Dieser Pilz bringt die frischen Triebe von Eschen in allen Altersgruppen zum Vertrocknen und führt zur Schwächung der befallenen Bäume bis zum Absterben. Besonders stark betroffen ist der Eller Forst im Bereich der naturbelassenen Referenzfläche im Naturschutzgebiet. Insgesamt sind bisher 1.300 Eschen abgestorben.
Birken, Weiden und Erlen haben vor allem an trockenen Standorten, wie an Böschungen und Wald-rändern, stark gelitten. Die Bäume zeigen Kronenschäden mit Blattverlust, Totastbildung und Befall mit Baumpilzen. Einzelne Lärchen und Kiefern sind abgestorben. Insgesamt sind bisher 1.400 dieser Waldbäume ausgefallen.

zu Frage 2: In den Jahren nach dem Sturmereignis Ela 2014 wurden im Stadtwald Düsseldorf als Ergänzung zur natürlichen Verjüngung bisher 74.000 junge Waldbäume und Waldsträucher gepflanzt. Die Wiederaufforstung erfolgte entsprechend dem Wiederaufforstungskonzept für den Stadtwald unter besonderer Berücksichtigung der Klimatoleranz mit einer breiten Baumartenpalette aus Traubeneiche, Stieleiche, Hainbuche, Rotbuche, Waldkiefer, Winterlinde, Wildkirsche, Vogelbeere, Erle und diversen Straucharten. Über die natürliche Verjüngung haben sich zusätzlich Pionierbaumarten wie Birke, Salweide, Zitterpappel und weitere Straucharten eingefunden.
Die Baumarten aus den oben genannten Nachpflanzungen haben sich bisher gut bewährt, zumal auf die Pflanzung von Fichten und Eschen vollständig verzichtet wurde. Generell wirkt sich die vielfältige Baumartenmischung im Klimastress positiv aus, denn oftmals können Lücken im Bestand durch gesunde Nachbarbäume oder Naturverjüngung geschlossen werden.

zu Frage 3: In den nächsten Jahren werden Ergänzungspflanzungen erforderlich, wo sich die Lücken im Waldbestand nicht durch natürliche Verjüngung schließen können. Die Wiederaufforstung erfolgt entsprechend dem Wiederaufforstungskonzept für den Stadtwald unter besonderer Berücksichtigung der unterschiedlichen Standortbedingungen und einer breiten Baumartenpalette als Reaktion auf den Klimawandel. Der Umfang der erforderlichen Nachpflanzungen im Stadtwald ist abhängig von der weiteren Schadensentwicklung in den nächsten Jahren und muss noch ermittelt werden.