Hilfe bei Gewalt gegen Frauen
Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Gleichstellungsausschusses am 10.05.2022 (GLA/010/2022):
Gewalt gegen Frauen und Mädchen unter dem Aspekt der „Häuslichen Gewalt“ hat seit Beginn der Corona-Pandemie eine neue Dynamik entwickelt. Auf der einen Seite stiegen die Zahlen von Partnerschaftsgewalt, auf der anderen Seite sind die Zahlen der hilfesuchenden Frauen im Lockdown gesunken. Mit der Einführung von Hygieneregelungen, Abstandsregeln oder Quarantänezeiten für anwesende Frauen und auch Mitarbeiter:innen, mussten unter anderem Plätze reduziert werden.
Laut der Statistik des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen (NRW) stiegen die Zahlen bei häuslicher Gewalt um 7,7 Prozent auf 29.155 Fälle im Jahr 2020.
Dabei wurden 32.705 Opfer Häuslicher Gewalt erfasst. 22.905 Opfer waren davon Frauen. Hier werden jedoch nur die Zahlen wiedergegeben, bei denen es im Rahmen der Häuslichen Gewalt zu einer Anzeige kam. Die Dunkelziffer liegt um einiges höher.
Das Hilfstelefon „Gewalt gegen Frauen“ wurde mehr beworben und verzeichnete 2020 den stärksten Anstieg an Beratungen seit seiner Einführung 2016.
Begründet wird dies damit, dass aufgrund der Pandemie Einrichtungen oder Institutionen, die Hilfe anbieten, nicht im gleichen Ausmaß erreichbar waren und auch die sozialen Kontakte beschränkt waren. Alle 22 Minuten fand über diese Telefonnummer eine Beratung zur häuslicher Gewalt statt.
66 % der schutzsuchenden Frauen waren 2020 das erste Mal in einem Frauenhaus.
Zurzeit gibt es in Düsseldorf zwei Frauenhäuser. Eines wird von Frauen helfen Frauen e.V. betrieben und das Frauenhaus von der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Für dieses Jahr plant die AWO ein weiteres Frauenhaus, um das Hilfsangebot zu erweitern. Um die Frauen mit ihren unterschiedlichen Notlagen richtig zu betreuen und auch nur einmal zu registrieren, soll auch in Düsseldorf eine Clearingstelle eingerichtet werden. Frauen in akuten Bedrohungssituationen brauchen Schutzräume und ein funktionierendes Hilfesystem.
Aus einer Anfrage der LINKEN vom 23.01.2018 geht hervor, dass im Jahr 2017 im „Internationalen Frauenhaus“ 138 Frauen und im Frauenhaus „Frauen helfen Frauen e.V.“ 122 Frauen abgelehnt wurden.
DIE LINKE. Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:
- Wie viele Frauen und wie viele Kinder wurden von Düsseldorfer Frauenhäusern in den Jahren 2020 und 2021 aufgenommen und wie viele Frauen und wie viele Kinder mussten abgelehnt werden (aufgeschlüsselt nach dem jeweiligen Frauenhaus)?
- Hat sich die Aufenthaltsdauer aufgrund der Pandemielage verändert und wenn ja aus welchen Gründen und für welche Dauer?
- Aus welchem Einzugsgebiet kamen die Frauen (Düsseldorf, Umfeld, NRW, Bund) und in wie vielen Fällen wurden Frauen mit/ohne Kinder abgewiesen, weil Kostenerstattungsregelungen untersagen, Betroffenen aus anderen Herkunftskommunen Schutz zu bieten?
Mit freundlichen Grüßen
Mareike Götzinger Inge Heuschen Petra Müller-Gehl
Antwort der Verwaltung durch Stadtdirektor Hintzsche:
Antwort zu Frage 1:
Internationales Frauenhaus AWO:
Aufnahmen 2020: 22 Frauen und 19 Kinder
Aufnahmen 2021: 33 Frauen und 24 Kinder
Ablehnungen 2020: 106 Frauen
davon: 88 Frauen wegen Vollbelegung
18 Frauen wegen fehlender Frauenhausindikation
Ablehnungen 2021: 82 Frauen
davon: 44 Frauen wegen Vollbelegung
38 Frauen wegen fehlender Frauenhausindikation
Indikatoren für eine Ablehnung können zum Beispiel Drogenabhängigkeit oder das Vorliegen einer psychischen Erkrankung der Frau sein.
Frauenhaus Frauen helfen Frauen e.V.:
Aufnahmen 2020: 12 Frauen und 12 Kinder
Aufnahmen 2021: 23 Frauen und 19 Kinder
Ablehnungen 2020: 107 Frauen
Ablehnungen 2021: 158 Frauen
Die Zahlen der Ablehnungen sind nicht eindeutig, da über die Internetseite www.frauen-info-netz.de vorab freie Plätze abgefragt werden können und sich so Mehrfachnachfragen ergeben können.
Bei den Ablehnungen werden Kinder in beiden Frauenhäusern statistisch nicht erfasst.
Antwort zu Frage 2:
Vordergründig hat sich die Pandemielage nicht auf die Aufenthaltsdauer ausgewirkt.
Allerdings konnten aufgrund von Ämterschließungen beziehungsweise erschwerten Zugängen während des Lockdown bestimmte Arbeitsabläufe nicht wie gewohnt erledigt werden, was sekundär dann zu einem längeren Aufenthalt führte. Durch die geschlossenen Kaufhäuser war die Möbelbeschaffung schwierig, soweit es überhaupt Wohnungsangebote und Besichtigungstermine gab.
Antwort zu Frage 3:
Internationales Frauenhaus AWO:
2020: Düsseldorf 9 Frauen
Umfeld -
NRW 6 Frauen
Bund 7 Frauen
2021: Düsseldorf 10 Frauen
Umfeld -
NRW 14 Frauen
Bund 9 Frauen
Frauenhaus Frauen helfen Frauen e.V.:
2020: Düsseldorf 4 Frauen
Umfeld -
NRW 6 Frauen
Bund 2 Frauen
2021: Düsseldorf 5 Frauen
Umfeld -
NRW 13 Frauen
Bund 5 Frauen
Für beide Düsseldorfer Frauenhäuser gilt, dass hilfesuchende Frauen nicht aufgrund von Kostenerstattungsregelungen abgewiesen werden.