Hilfe beim Ausstieg aus der Prostitution

Gleichstellungsausschuss

Anfrage der Fraktion DIE LINKE.Düsseldorf zur Sitzung des Gleichstellungsausschusses am 24.02.2015Prostitution findet in Düsseldorf auf vielfältige Art und Weise statt: Straßenstrich in der Charlottenstraße, verschiedene Bordelle, aber auch sogenannte Saunaclubs, Escortservices und private Studios. In der Mehrheit sind es Frauen, die als Sexarbeiterinnen tätig sind. Oftmals tragen sie psychische und körperliche Schäden davon. Aus einer Anfrage der LINKEN im Ausschuss für Gesundheit und Soziales im vergangenen Jahr geht hervor, dass der Verwaltung in Düsseldorf 145 Betriebsstätten mit insgesamt 635 Prostituierten in festen Betrieben oder Wohnungen bekannt sind. Bei großen Messen erhöht sich die Anzahl der Beschäftigten um ca. 10 %. Hinzu kommen die in der Straßenprostitution tätigen Personen. 

Viele Sexarbeiterinnen wollen aus der Prostitution aussteigen, treffen hierbei jedoch oftmals auf eine Vielzahl an Problemen. Um sie beim Ausstieg zu unterstützen, gibt es daher in verschiedenen deutschen Städten spezielle Projekte. So bietet zum Beispiel „Madonna e.V.“ in Bochum ein Programm hierzu an. Auf ihrer Internetseite heißt es: 

„Wenn Frauen die Arbeit in der Prostitution beenden wollen, ergeben sich oft spezielle Schwierigkeiten beim Übergang in einen ‚bürgerlichen’ Beruf. Ein fliegender Wechsel gelingt nicht immer. Manche Frauen haben keine oder inzwischen entwertete Ausbildungen. Der Zugang zu Aus-, Fort- und Weiterbildungen ist erschwert, weil es in der Prostitution bis heute kaum abhängige Beschäftigungsverhältnisse gibt. Prostituierte profitieren damit selten von den Förderleistungen der Arbeitslosenversicherung. Die Arbeitsuche kann schwierig werden, weil potentielle Arbeitgeber davor zurückschrecken, ehemalige Sexarbeiterinnen einzustellen. ‚Die kann doch nur anschaffen und sonst nichts’ ist eins der hartnäckigsten Vorurteile. Manchmal wird die Entscheidung auszusteigen lang hinausgeschoben, um finanzielle Rücklagen zu bilden oder Schulden abzutragen. Prostituierte sind selten mit der jeder Bürgerin zustehenden Grundsicherung – sog. HARTZ IV - vertraut oder erleben sich als ‚nicht anspruchberechtigt’. Das wiederum hat mit der gesellschaftlichen Ausgrenzung zu tun, die sie überall erfahren.“

Weiter heißt es: „Madonna bietet den Frauen in dieser Situation persönliche Beratung und Begleitung zur Sicherung des Lebensunterhalts und zur Bewältigung von Schulden, unterstützt sie bei der Auswahl und Suche neuer Betätigungsfelder und dabei, die Arbeit in der Sexindustrie nicht als dunklen Punkt in der Biografie zu verdrängen, sondern selbstbewusst zu erkennen und zu vermitteln, was in diesem Lebensabschnitt an Kompetenzen erworben wurde.“

Ein vergleichbares Angebot bietet der in Berlin ansässige „Hydra e.V.“. Hier bekommen Frauen in der Sexarbeit, die eine neue persönliche und berufliche Perspektive entwickeln wollen, Unterstützung und Beratung, bei der Suche nach Alternativen. Dabei kooperiert er mit einem Netzwerk an Beratungsstellen für Aus- und Weiterbildung und den Arbeitsagenturen.                         

DIE LINKE. Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

 

  1. Welche Hilfsangebote zum freiwilligen Ausstieg aus der Prostitution gibt es in Düsseldorf und welche konkreten Maßnahmen umfassen diese?

  1. Welche konkreten Maßnahmen bietet die Beratungsstelle „Sexuelle Gesundheit“ des Gesundheitsamtes zur Unterstützung bei einem Ausstieg aus der Prostitution an und wie umfangreich ist diese Hilfe?

  1. Ist vorgesehen, ein vergleichbares Projekt zum Ausstieg aus der Prostitution in Düsseldorf zu schaffen und falls nein, warum nicht?

Freundliche Grüße  

Simona Sinescu                                Eva Creutz                   Angelika Kraft-Dlangamandla   


Antwort der Verwaltung am 24.02.2015:

Die Beantwortung der Fragen erfolgt aus verschiedenen Fachbereichen der
Verwaltung.

Antwort zu Frage 1 durch das Amt für soziale Sicherung und Integration:
Das Amt für soziale Sicherung und Integration bietet oder finanziert keine
Hilfsangebote, die den freiwilligen Ausstieg aus der Prostitution gezielt unterstützen.
Entsprechende Angebote gehören grundsätzlich nicht in den Aufgabenkatalog des
Amtes für soziale Sicherung und Integration.

Das Gesundheitsamt nimmt wie folgt Stellung:
Auf der Grundlage der gesetzlichen Rahmenbedingungen bietet die Beratungsstelle
„Sexuelle Gesundheit“ des Gesundheitsamtes täglich (außer freitags) Sprechstunden
speziell für Menschen in der Prostitution an. Hier besteht die Möglichkeit zur
Sozialberatung sowie zur medizinischen Untersuchung und ggf. Behandlung. Auf
entsprechenden Wunsch erfolgt ebenfalls eine Beratung mit der Zielrichtung des
Ausstiegs aus der Prostitution.
Unabhängig hiervon bieten die Einrichtungen und Beratungsstellen verschiedener
Träger folgende soziale Hilfsangebote für Prostituierte und Beratung bei einem
bestehenden Ausstiegswunsch an:
- Infomobil des AIDS-Hilfe Düsseldorf e.V. auf der Charlottenstraße
Kooperationsprojekt Aidshilfe Düsseldorf e.V. und Frauenberatungsstelle
Düsseldorf e.V.
- Streetwork auf der Charlottenstraße für Frauen
Diakonie (TrebeCafe), Caritas (Knackpunkt), Frauenberatungsstelle e.V.
- Opfer von Menschenhandel
Frauenberatungsstelle Düsseldorf e.V.

Antworten der Verwaltung
- Notschlafstelle für Frauen und Mädchen
Caritas (Knackpunkt)
- Kontakt und Beratungsstelle für Frauen ab 27 Jahren
Caritas (Knackpunkt 27)
- Anlaufstelle für Mädchen und junge Frauen
Diakonie (TrebeCafe).

Das Dezernat für Recht, Ordnung und Verkehr nimmt wie folgt Stellung:
Der Ordnungs- und Servicedienst (OSD) trifft bei seiner täglichen Arbeit regelmäßig im
Umfeld der Charlottenstraße auf Prostituierte, die ihrem "Geschäft" auf der Straße
nachgehen und i.d.R. drogenabhängig sind. Bei Bedarf werden die meist weiblichen
Prostituierten an die in unmittelbarer Nähe ansässigen Institutionen wie z.B.
Knackpunkt, kom.pass oder Flingern-mobil vermittelt. Minderjährige weibliche
Prostituierte werden an das TrebeCafé vermittelt.

Alle Einrichtungen bieten Hilfen zum Ausstieg aus der Drogensucht und/oder der
Prostitution an. Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch mit diesen Einrichtungen findet
z.B. in der Fachgruppe "Menschen mit Lebensmittelpunkt auf der Straße" des
Kriminalpräventiven Rates sowie bei der täglichen Arbeit des OSD, statt.
Kontakt zu Prostituierten, die in Bordellen oder in Wohnungen arbeiten, haben die
Dienstkräfte des OSD nur selten. Sollten entsprechende Informationen über diesen
Personenkreis vorliegen, werden diese Daten an die Abteilung „Allgemeine
Ordnungsangelegenheiten – Prostitutionsüberwachung“ weitergeleitet. In derartigen
Fällen und soweit die Dienstkräfte dieser Abteilung bei der Überprüfung von
Prostituierten in geschlossenen Räumen auf das Thema "Ausstieg aus der
Prostitution" angesprochen werden, weisen sie auf die Beratungsstelle des
städtischen Gesundheitsamtes hin.

Seitens der Bezirksverwaltungsstelle 1 wurde darüber hinaus mitgeteilt, dass die
Bezirksvertretung in ihrer Sitzung am 20.02.2015 Geld für ein Selbstbehauptungstraining
für Frauen bewilligt hat, deren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt auf der
Charlottenstraße liegt. Ziel dieses Projektes ist die „Hilfe zur Selbsthilfe“.

zu Frage 2 durch das Gesundheitsamt:
Wie in der Antwort zur Frage 1 bereits dargestellt, bietet die Beratungsstelle neben der
sozialrechtlichen Beratung von Sexarbeiterinnen auch Unterstützung bei einem
bestehenden Wunsch zum Ausstieg aus der Prostitution an. Diese umfasst sowohl die
Beratung zur sozialen Absicherung hinsichtlich Krankenversicherung,

Antworten der Verwaltung
Gewerbeanmeldung etc. als auch die Weitervermittlung und ggf. Begleitung bei der
Beantragung von Sozialleistungen.
Das Jobcenter Düsseldorf hat hierfür im Bereich der Fallkoordination eine
Ansprechpartnerin benannt, die im Falle der Beantragung von Sozialleistungen
kontaktiert werden kann.
Die Ausstiegsberatung der Beratungsstelle orientiert sich an den persönlichen
Ressourcen der Ausstiegswilligen. Mittels Wertschätzung ihrer Fähigkeiten wird eine
neue persönliche und berufliche Perspektive gemeinsam entwickelt.
Frauen, die berichten, zur Prostitution gezwungen zu werden oder Opfer von
Menschenhandel zu sein, werden in ähnlicher Weise von der Frauenberatungsstelle
Düsseldorf e.V. begleitet und ohne weitere Bedingungen über das Jobcenter sozial
abgesichert.

zu Frage 3 durch das Gesundheitsamt:
Die Ausstiegsberatung der Beratungsstelle „Sexuelle Gesundheit“ des
Gesundheitsamtes wird dem Bedarf für Frauen, die aus der Prostitution aussteigen
wollen, gerecht, sodass derzeit keine Erweiterung des Angebotes geplant ist.