Obdach- und Wohnungslosigkeit in Düsseldorf

Ausschuss für Gesundheit und Soziales
Ausschuss für Gesundheit und Soziales

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 29.11.2022 (AGS/079/2022):

In Düsseldorf hat die verfehlte Wohnungspolitik zu großen Mietpreissteigerungen und auch zu Wohnungsnot geführt. Aktuell erschwert zudem die hohe Inflation das Leben in der Stadt. Die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer haben immer weniger Geld in der Tasche. Besonders hart treffen die Preissteigerungen Menschen ohne festen Wohnsitz. Obdach- und Wohnungslosen steht ein harter Winter bevor.

Das Ausmaß der Obdachlosigkeit wurde zuletzt vor einem Jahr für Düsseldorf erfasst. Die „Qualifizierte Zählung von Menschen, die obdachlos sind, in der Landeshauptstadt Düsseldorf“ hatte damals konkrete Zahlen ermittelt. Durch eine Nachtzählung wurden 239 Menschen, die obdachlos sind/scheinen, erfasst.

Hinzu kamen 22 Menschen ohne festen Wohnsitz, die von Kliniken gemeldet wurden. Außerdem waren zu diesem Zeitpunkt 198 Menschen in einer der Düsseldorfer Notschlafstellen untergebracht.

Im September 2022 interviewte die Rheinische Post Sozialarbeiter, die in Düsseldorf im Bereich Obdach- und Wohnungslosigkeit arbeiten. Ein Streetworker von Axept verdeutlichte dabei an einem Beispiel, wie sich die Situation auf der Straße aktuell entwickelt: „In der Altstadt-Armenküche ...wurden vor Beginn der Corona-Zeit etwa 120 Essen pro Tag ausgegeben. Heute werden dort 280 bis 300 Mahlzeiten täglich verteilt.“ Zudem äußerte er im Interview einen Verbesserungsvorschlag im Bereich der Aufenthaltsorte für Wohnungslose: „Für den Winter wünsche ich mir, dass in jedem Stadtteil Wärmestuben eröffnet werden.“

In Düsseldorf gibt es verschiedene Hilfsangebote für diese Zielgruppe. Es gibt Vereine und soziale Träger, die wohnungs- und obdachlosen Menschen helfen.

Die Stadt Düsseldorf betreibt die Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle und die Beratungsstelle für Obdachlose. Hinzu kommen Angebote wie Notschlafstellen.

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Wie hat sich bei der Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle und bei der Beratungsstelle für Obdachlose die Zahl der Beratungsfälle in den vergangenen drei Jahren entwickelt (aufgeschlüsselt nach Beratungsstelle und Jahr)?
     
  2. Wie hat sich im Bereich Obdachlosenunterbringung die Anzahl der Plätze und die Zahl der untergebrachten Menschen in den vergangenen drei Jahren entwickelt (aufgeschlüsselt nach Unterbringungsart und Jahr)?
     
  3. Wie hat sich die Anzahl der Wärmestuben in Düsseldorf in den vergangenen drei Jahren entwickelt (aufgeschlüsselt nach Stadtteil und Jahr)?

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Born                    Christian Jäger                      Cornelia Schlemper


Antwort der Verwaltung durch die Beigeordnete Koch:

Antwort zu Frage 1:
Die Zahl der abgeschlossenen Wohnungsnotfälle schlüsselt sich wie folgt auf:

Jahr202120202019
Anzahl1.3551.6531.844


Die Anzahl der Beratungsfälle der Beratung für Obdachlose schlüsselt sich wie folgt auf:

Jahr202120202019
Anzahl8061.2291.443


Aufgrund der COVID19-Pandemie und den daraus resultierenden Restriktionen im internationalen Reiseverkehr, sind in den Jahren 2020 und 2021 viele Menschen in Düsseldorf „gestrandet“. Darüber hinaus wurden auf Basis der Beschlüsse des Kommunalen Krisenstabs Corona Menschen mit dem Lebensmittelpunkt auf der Straße vorwiegend in Hotelobjekten untergebracht und versorgt.

Antwort zu Frage 2:
Bedingt durch unterjährige, situative Schwankungen der Kapazitäten wird hier der Jahresdurchschnitt für das jeweilige Jahr dargestellt. Der Unterschied aus den verfügbaren Plätzen und der tatsächlichen Belegung ergibt sich aus den sogenannten baulichen und persönlichen Sperrungen, zum Beispiel Dreibetteneinheiten wird nur mit zwei Personen belegt werden.

Die Zahl der Plätze im Bereich der Obdachlosenunterbringung für die zurückliegenden drei Jahre stellt sich demnach wie folgt dar:

Jahr202120202019
Anzahl1.7101.5741.536


Die Zahl der untergebrachten Personen in kommunalen Notunterkünften außerhalb des Probewohnens stellt sich wie folgt dar:

Jahr202120202019
Anzahl1.3801.2991.163


Die Zahl der untergebrachten Personen im Probewohnen stellt sich wie folgt dar:

Jahr202120202019
Anzahl454845

 

Die Anzahl der Übernachtungen in Notschlafstellen, Hotels und Alternativobjekten stellt sich wie folgt dar:

Jahr202120202019
Anzahl99.129103.90756.658


Die Anzahl der Personen in Notschlafstellen, Hotels und Zusatzquartieren stellt sich wie folgt dar:

Jahr202120202019
Anzahl1.7321.6921.513

 

Antwort zu Frage 3:
Grundsätzlich verfolgt die Stadtverwaltung Düsseldorf das Ziel obdachlose Menschen ganztägig unterzubringen.

In Ergänzung zu den circa 300 Plätzen im Notschlafstellensystem, die regelmäßig vorgehalten werden, werden aktuell drei Tagesstätten durch die Diakonie betrieben. In diesen Tagesstätten mit ca. 170 Tischplätzen, 50 davon ausschließlich für Frauen in der Friedrich-Ebert-Str., können sich Menschen unter anderem aufwärmen, eine Mahlzeit zu sich nehmen, Körperhygiene betreiben, Kleidung waschen, medizinische Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen oder sich eine Postadresse einrichten. Grundsätzlich besteht auch darüber hinaus die Möglichkeit bei Kälteperioden in den Notschlafstellen einen Tagesaufenthalt zu ermöglichen, so wie es bereits während der COVID19-Pandemie umgesetzt wurde.

Einen Wärmeraum gab es zuletzt im Jahr 2021 in den Räumlichkeiten der Berger Kirche. Sollte eine Notwendigkeit im Winter 2022/23 gegeben sein, werden entsprechende Konzeptionen wiederaufgenommen und vorbereitet.