Sichtbare Diversität in Ratssitzungen der Stadt
Antrag der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Gleichstellungsausschusses am 09.05.2023 (GLA/018/2023):
Um die Sichtbarkeit der Diversität in Ratssitzungen zu erfassen, beauftragt der Gleichstellungsausschuss das Amt für Gleichstellung:
- den Redeanteil von Frauen im Rat
- den Redeanteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Rat
- die häufigste Altersgruppe mit Redeanteil (unter 30/ 30 – 45 Jahre /
- 46 – 60Jahre/ über 60 Jahre) im Rat
im Jahr 2022 zu erfassen und in das Verhältnis der Ratssitze zu stellen.
Begründung:
Frauen sind auch mehr als 100 Jahre nach der Einführung des Frauenwahlrechts in der Politik unterrepräsentiert. Im Europäischen Parlament sind 40,4 Prozent, im Bundestag 31,4 Prozent, im Landtag sind es derzeit 30,9 Prozent und in den Kommunen sind im Durchschnitt 14 Prozent Frauen in den politischen Gremien vertreten.
Die exklusive Datenrecherche von Westpol (WDR) vom 01.05.2022 zeigt, dass der Redeanteil von Frauen im Landtag Nordrhein-Westfalen nur bei 26 Prozent liegt, obwohl sie mit 30,9 Prozent vertreten sind.
Damit aber bestimmte Positionen in Diskussionen vertreten werden oder Themen auf die Agenda kommen, braucht es eine vielfältige Zusammensetzung von Repräsentant:innen in den Parlamenten.
Redebeiträge zeigen der Öffentlichkeit an, welche Richtung in den Themen vertreten wird. Es fehlt in der Wahrnehmung die weibliche Perspektive. So waren in der Corona-Berichterstattung 2020 im Fernsehen 22 Prozent Expertinnen, in der Onlineberichterstattung sogar nur sieben Prozent (MaLisa-Studien 2021).
„Redezeit ist ein Statussymbol“, sagt Marianne Schmid Mast, Professorin für Organisationsverhalten von der Universität Lausanne. Männer, die mehr und länger reden, nehmen mehr Macht in Anspruch und auch Zeit, ihnen zuzuhören. Frauen reden aufgrund ihrer Sozialisation oft leiser und fassen sich kürzer.
Düsseldorf hat bei der Kommunalwahl vom 13.September 2020 den Anteil an weiblichen Ratsmitgliedern von 33 auf 39 Prozent erhöht. 2018 wurde der Redeanteil von Frauen und Männern bei politischen Debatten in Düsseldorf gezählt. Es ging um die Partizipation von Frauen in den politischen Gremien Düsseldorfs. Hier bestätigte sich durch eine Stichprobenuntersuchung, dass Frauen fast 10 Prozent weniger Redeanteile haben, als sie durch ihre Besetzung im Rat haben könnten.
In der gleichen Betrachtung spielt auch die Wahrnehmung der Altersgruppen und die Frage eine Rolle, welches Alter bzw. welche Generation repräsentiert meine Politik im Rat. Gleichermaßen soll zum ersten Mal auch der Anteil an Redner:innen mit Migrationshintergrund als politische Vertreter:innen beachtet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Mareike Götzinger Inge Heuschen Petra Müller-Gehl
Beschluss: einstimmig abgelehnt