Street-Workout in Düsseldorf

Sportausschuss

Anfrage der Fraktion DIE LINKE.Düsseldorf zur Sitzung des Sportausschusses am 18.11.2015:  Street-Workout ist ein Straßensport bei dem für das Training gezielt der öffentliche Raum gesucht wird. Weg von kommerziellen Strukturen wie Fitnessstudios nutzen weltweit immer mehr Sportler die Vorteile von Grundübungen wie Klimmzügen an einfachen Klimmzugstangen in Fitness-Parks

In Düsseldorf finden regelmäßige Trainings z.B. im Nordpark statt. Seit geraumer Zeit trainieren hier die SportlerInnen an den Stangen eines alten Pflanzgerüstes nahe des Japanischen Gartens. Es sind Stangen in verschiedenen Höhen, sowie kombinierte Stangen vorhanden. Leider sind die Stangen über die Jahre in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie sind zum Teil verrostet bzw. bereits durch einen Metallzaun abgeriegelt. Die Stangen stellen zum Teil eine erhebliche Gefahr dar, sich zu verletzen. 

In Düsseldorf Oberbilk erfährt eine bereits bestehende Anlage für die Street-Workout-Szene immer größere Beliebtheit. Durch den großen Andrang kommt es allerdings zu Engpässen beim Trainieren der SportlerInnen,  kontinuierliche Trainingsabläufe sind nicht mehr möglich. Die Schaffung weiterer Trainingsmöglichkeiten in Düsseldorf wird seit langem gefordert. 

DIE LINKE. Ratsfraktion Düsseldorf fragt an: 

  1. Wie bewertet die Verwaltung die Trainingsmöglichkeiten und den Bedarf für die Street-Workout-Szene in Düsseldorf?
  1. Ist es möglich, die defekten Stangen des alten Pflanzgerüstes im Nordpark so wieder herzustellen, dass weiterhin ohne Gefahr dort trainiert werden kann und falls nein, ist vorgesehen Ersatz zu schaffen?
  1. Ist die Einrichtung weiterer Street-Workout-Anlagen in Düsseldorf vorgesehen und falls ja, wie sehen hier die konkreten Planungen aus? Falls nein, warum nicht?

 

Freundliche Grüße 

 

Georg Blanchard                  Lothar Daxenberger                     Odd Krause            

 

Antwort der Verwaltung am 18.11.2015 (Stadtdirektor Hintzsche)

zu Frage 1: Die in Oberbilk genannte Anlage ist ein Spielplatz, kombiniert mit einem Outdoor-Fitnesspark und keine bereits vorhandene Street-Workout-Anlage (Vergleich Fotos Anlage 1). Der Unterschied besteht in der Anordnung und Auswahl der Geräte. Die dort vorhandenen Geräte können durch die Street-Workout-Szene zwar genutzt werden, entsprechen der eigentlichen Sportart aber nur bedingt. Diese Anlage wurde dennoch als optimale Möglichkeit angesehen, so dass sich dort eine freie Sportszene über die Jahre entwickelte.

Vertreter dieser Street-Workout-Szene sprachen im Juli dieses Jahres mit der Sportverwaltung. Der Trendsport auf dem Gelände Stahlwerkstraße ist mittlerweile  sehr beliebt. Jeden Sonntag treffen sich dort bis zu 60 begeisterte Bürgerinnen und Bürger und trainieren gemeinsam. Die Mehrheit dieser Gruppe entspricht der Altersklasse zwischen 20 und 40 Jahren. Die Sportart kann jedoch von Jung bis Alt durchgeführt werden. Aus der Mitte dieser Gruppe haben sich Personen gefunden, die das Training vor Ort auch anleiten und so Anfängern Hilfestellungen geben.

Diese freie Sportszene hat nun Interesse an einer originären Street-Workout-Anlage bekundet und mitgeteilt, dass die Geräte am derzeitigen Trainingsstandort bedingt geeignet seien. Die Vertreter haben ebenfalls signalisiert, ihr Angebot ausweiten und auch andere Zielgruppen mit ihren Aktionen erreichen zu wollen. Seit dem besteht ein regelmäßiger fachlicher Austausch zwischen den Vertretern der Street-Workout-Szene und dem Sportamt für die Planung einer ersten Street-Workout-Anlage.  

Die Bevölkerungsumfrage hat gezeigt, dass der Sport außerhalb des Sportvereins den größten Anteil hat (67% selbst organisierter Sport, 11% Sport im Verein, 14 Sport im Fitnessstudio, 8% sonstiges), (vgl. Sport und Bewegung, Ergebnisbericht zum Sport- und Bewegungsverhalten der Düsseldorfer Bevölkerung; Hübner/Sportamt; Düsseldorf 2013, S. 42). Ein Fazit der Analyse war, dass nicht nur der klassische Wettkampfsport eine Rolle spielt, sondern auch die „bewegungsaktive Erholung“ in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert hat. Dies sollte noch stärker in der zukünftigen Planung von Sportgelegenheiten und wohnortnahen Sport- und Bewegungsräumen bedacht werden. Darüber hinaus ist ein nicht unbedeutender Anteil der Bevölkerung daran interessiert, neue Sportarten kennenzulernen (vgl. Sport und Bewegung, Ergebnisbericht zum Sport- und Bewegungsverhalten der Düsseldorfer Bevölkerung“; Hübner/Sportamt, Düsseldorf 2013, S.119f).  

Die Sportverwaltung teilt aus diesen Gründen die Auffassung, dass die Errichtung einer ersten Street-Workout-Anlage in Düsseldorf sinnvoll ist. Dieses Angebot wird auch als ein alternatives und kostengünstiges Angebot zu Fitness-Studios gesehen.

Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, dass Street-Workout eine Trendsportart ist und beobachtet werden muss, wie sich dieser Trend entwickelt.

zu Frage 2: Das „Pflanzgerüst“ ist eine Pergola, die als original erhaltenes, typisches Ausstattungselement des in den 1950er Jahren angelegten Sommerblumengartens erhalten geblieben ist. Inzwischen zeigt sie teils erhebliche Korrosionsschäden und ist sanierungsbedürftig. Der jetzige Zustand wird von einem Gutachter als statisch bedenklich eingestuft, so dass Teilbereiche abgesperrt werden mussten. Die Nutzung für das Street-Workout ist aufgrund des aktuellen Zustands, aber auch mit Blick auf die eigentliche Funktionsbestimmung, bedenklich. Wegen der gartenarchitektonisch hohen Qualität des Sommerblumengartens und der nahezu unverändert erhalten gebliebenen Stilelemente der 1950er Jahre wurde er 1992 in die Denkmalliste eingetragen. Eine Sanierung der Pergola ist allein im Hinblick auf die gartenhistorische Bedeutung geplant. Die Kombination mit der angesprochenen sportlichen Nutzung scheidet mit Blick auf den Denkmalschutz, der den Erhalt einer intimen Gartenanlage in der typischen Formensprache der Nachkriegsjahre zum Ziel hat, aus.

zu Frage 3: Ziel ist zunächst, eine erste originäre Street-Workout-Anlage in Düsseldorf zu errichten. Dieses Vorhaben entspricht auch dem Wunsch und Ansinnen der Vertreter dieser Szene. Es ist daher sinnvoll, diesen Trendsport bei der Planung von multifunktionalen Sportflächen  zu berücksichtigen. Gemeinsam mit anderen Ämtern wird geprüft, welche Flächen geeignet sind und anschließend festgelegt, wann die erste Umsetzung erfolgt.

Der Szene ist wichtig, dass eine Anlage im öffentlichen Raum errichtet wird und im Optimalfall zentral und gut erreichbar ist.

Die Vertreter der freien Szene werden bei der weiteren Planung weiterhin mit einbezogen. Erfahrungen aus anderen Städten haben gezeigt, dass andernfalls an den Bedürfnissen der Szene vorbeigeplant wurde und die sogenannten Street-Workout-Anlagen ungenutzt im öffentlichen Raum stehen. Mit dem gesamten Verfahren sind auch die Vertreter der Street-Workout-Szene einverstanden.