Zertifizierung gemäß „Reisen für Alle“

Ausschuss für Wirtschaftsförderung, Tourismus u. Liegenschaften

Anfrage der Fraktion DIE LINKE.Düsseldorf zur Sitzung des AWTL am 21. April 2020:
In Artikel 30 der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die von der BRD ratifizierte wurde, wird das Recht von Menschen mit Behinderungen anerkannt, gleichberechtigt am kulturellen Leben teilzuhaben. Laut der Konvention sollen geeigneten Maßnahmen getroffen werden, um u. a. den Zugang zu Orten kultureller Darbietungen oder Dienstleistungen, wie Theatern, Museen, Kinos, Bibliotheken und Tourismusdiensten, sowie, so weit wie möglich, zu Denkmälern und Stätten von nationaler kultureller Bedeutung haben, sicher zu stellen.

Ein wiederkehrendes Problem für Menschen mit Behinderungen ist, dass keine verlässlichen und detaillierten Informationen zur Barrierefreiheit zur Verfügung gestellt werden. Ab 2011 wurde deshalb vom Deutschen Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e. V. mit Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ein bundesweite Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ entwickelt. Seit März 2020 wird es von allen Bundesländern eingesetzt. Es verfolgt das Ziel, Reisenden über die Kennzeichnung detaillierte, verlässliche und geprüfte Informationen zur Barrierefreiheit zu geben.

Die Anzahl an zertifizierten touristischen Einrichtungen variiert in touristischen Destinationen stark. NRW-weit sind derzeit über das Online-Portal www.reisen-fuer-alle.de circa 230 Einrichtungen auffindbar, darunter circa 40 Einrichtungen in Dortmund. Die Suche nach Einrichtungen aus Düsseldorf ergibt 0 Treffer.

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an: 

  1. Warum sind in Düsseldorf keine Einrichtungen gemäß „Reisen für Alle“ erhoben und zertifiziert?
     
  2. Wann wird auch in Düsseldorf die Reisen-für-Alle-Zertifizierung eingeführt?                                                                                                                                               
  3. Welche personellen und finanziellen Mittel setzt die Düsseldorf Tourismus GmbH zur Förderung des barrierefreien Tourismus ein?                                                           

Mit freundlichen Grüßen
 

Christian Jäger                                  Ben Klar                              Julia Heggemann

 

Antwort der Verwaltung am 21.04.2020 (Oberbürgermeister Thomas Geisel)

zu Frage 1: Die Düsseldorf Tourismus GmbH hat in den letzten Jahren mit dem Zertifizierungssystem NatKo – Tourismus für Alle Deutschland e.V. zahlreiche Bereiche überprüfen lassen. Weitere Einrichtungen mit touristischer Bedeutung haben der Düsseldorf Tourismus GmbH in Selbstauskunft Informationen zur Barrierefreiheit mitgeteilt. Der Verein NatKo hat sich im Jahr 2019 aufgelöst.
Die Informationen über die verfügbaren Einrichtungen zum barrierefreien Reisen sind weiterhin über die Internetseite www.duesseldorf-barrierefrei.de abrufbar, die seitens der DT betreut und aktualisiert wird, ebenso wie über die Broschüre „Düsseldorf Barrierefrei erleben“. Ein aktualisierter Nachdruck der Broschüre ist für dieses Jahr geplant. Interessierte können diese kostenlos anfordern.

zu Frage 2: Aufgrund der vorgenannten Zusammenarbeit mit dem Verein NatKo war in der Vergangenheit eine Zertifizierung nach dem bundesweiten System „Reisen für Alle“ nicht vorgesehen.
Bei der Beteiligung am System „Reisen für Alle“ in Düsseldorf sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.
Die Einführung des Zertifizierungssystems „Reise für Alle“ erfordert einen umfangreichen Personaleinsatz bei der DT und den zu zertifizierenden Betrieben. So muss die DT die Betriebe für die Teilnahme gewinnen und sie motivieren die Zertifizierungskosten zu übernehmen.
In den Betrieben muss sich mindestens ein Mitarbeiter zu dem Thema schulen lassen (wird über „Reisen für Alle“ angeboten). Darüber hinaus ist die Zertifizierung mit nicht unerheblichen Kosten für die Betriebe verbunden. So kostet die Zertifizierung (gültig für drei Jahre) eines Hotels mittlerer Größe z.B. 595,- Euro. Alle drei Jahre muss diese Zertifizierung wiederholt werden.
Aufgrund der aktuellen finanziellen Situation in der sich die gesamte Tourismusbranche befindet, ist es  nicht zu beurteilen wie hoch die Bereitschaft der Betriebe ist, sich dieses Systems anzuschließen und den damit verbundenen personellen und finanziellen Aufwand zu tragen.
Die Übernahme der Erstzertifizierung durch die DT als „Anschubfinanzierung“ ist mit der Gefahr verbunden, dass nach drei Jahren die Bereitschaft der Betriebe zu Zertifizierung auf eigene Kosten gering ist und die Erstfinanzierung „verpufft“.
Aktuell ist eine „Reisen-für-Alle-Zertifizierung“ daher nicht in Planung und es kann keine Aussage getroffen werden ob und wann eine „Reisen für Alle“ Zertifizierung eingeführt werden kann.

zu Frage 3: Für die Aktualisierung der Broschüre in 2020 steht ein Budget in Höhe von 12.500,- Euro zur Verfügung.
Zudem unterhält die DT im Rahmen der Rehacare Messe regelmäßig einen Stand, der mit ca. 7.000 Euro zu Buche schlägt.
Die Betreuung der Internetseite erfolgt im Rahmen der allgemeinen redaktionellen Betreuung der digitalen Medien der DT.
Die Personalkapazität beträgt derzeit ca. eine 1/3 Stelle.