Hilfsangebote für Obdachlose

Ausschuss für Gesundheit und Soziales

Anfrage der Fraktion DIE LINKE.Düsseldorf zur Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 08. Februar 2017: 

Nach dem tragischen Tod einer Wohnungslosen in der Kälte vor dem Düsseldorfer Kommödchen wurde in verschiedenen Zeitungen über das Hilfesystem in Düsseldorfer berichtet. 

Marion Gather von der Altstadt Armenküche wird im Express vom 07. Januar 2017 wie folgt zitiert: „Die Stadt, Hilfsorganisationen, wir, die Kirchen haben viele Angebote, diese Menschen zu schützen, sie vor der Kälte zu bewahren. Doch es gibt Lücken für Frauen und für kranke Drogenabhängige, für Obdachlose mit Hund. Wir brauchen mehr Plätze tagsüber, für Kranke, die man nicht tagsüber wieder in die Kälte schickt. Da gibt es eine oft völlig überfüllte Frauenschlafstelle in der Querstraße, von der die Frauen zu einer Männerschlafstelle in die Eisenstraße geschickt werden. Da wollen die nicht hin, auch wenn es da einen Raum für sie gibt. Und wir brauchen bezahlbaren Wohnraum.“ 

Ein Mit­ar­bei­ter der In­itia­ti­ve „Vi­si­on.Tei­len“ berichtete am selben Tag in der Rheinischen Post ebenfalls über verschiedene Probleme. So gebe es in den Not­schlaf­stel­len nur Ein­zel­zim­mer, vie­le Paa­re woll­ten aber die Nacht nicht ge­trennt ver­brin­gen. Zu­dem kritisiert auch er, dass es nur ei­ne Stel­le gibt, in die Hun­de mit­ge­bracht wer­den dürf­ten. Darüber hinaus sind die Notschlafplätze für Suchtkranke kostenpflichtig. 

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Ist geplant, Zimmer für Paare, weitere Plätze für Frauen und weitere Stel­len, in die Hun­de mit­ge­bracht wer­den dürfen, einzurichten? Wenn ja, in welchem Umfang? Wenn nein, warum nicht?
  1. Welche Hilfsangebote für kranke Obdachlose, die man nicht tagsüber wieder in die Kälte schicken kann, gibt es in Düsseldorf und ist ein Ausbau des Angebots geplant?
  1. Ist geplant, auch für Suchtkranke Notschlafstellen gebührenfrei anzubieten? Falls nein, warum nicht?

Mit freundlichen Grüßen  

Angelika Kraft-Dlangamandla             Cornelia Schlemper              Adrian Müller-Gehl    

 

Antwort der Verwaltung am 08.02.2017 (Stadtdirektor Hintzsche)

zu Frage 1: Die Unterbringung von Paaren ist in Notschlafstellen nicht möglich, da die Einrichtungen geschlechtergetrennt geführt werden, dies dient insbesondere auch zum Schutz der Frauen. Eine Unterbringung von Paaren in Obdachlosenunterkünften ist selbstverständlich möglich.

In begründeten Einzelfällen ist es in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe auch möglich, Obdachlose mit Hunden aufzunehmen. In den Notschlafstellen ist die Mitnahme von Hunden in der Regel nicht gestattet.

Zur Entlastung der Notschlafstelle für Frauen und zur Vermeidung der Notwendigkeit der Inanspruchnahme einer Ausweichübernachtungsstelle plant die Verwaltung ab Februar 2017 zusätzliche, ausschließlich für Frauen mit und ohne Kinder vorgesehene Unterbringungsmöglichkeiten in Obdachloseneinrichtungen vorzuhalten.

zu Frage 2: Die Landeshauptstadt Düsseldorf verfügt über 31 Plätze im Düsseldorfer Obdach Unterstützung (DOU) auf der Eisenstr. 49 zur Versorgung Kranker und / oder in der Mobilität eingeschränkter Menschen, bis diese gesichert im Hilfesystem untergebracht werden können (zum Beispiel Altenheim). Zusätzlich werden hier drei Genesungsbetten für Obdachlose bereit gehalten, die für die Dauer der Genesung mit Ärztlicher Bescheinigung zeitlich befristet versorgt werden.

Darüber hinaus werden in Kooperation mit dem Träger Caritas im Don Bosco Haus fünf bis sieben Regenerationsbetten bereit gehalten.

In jedem Einzelfall werden die Bedürfnisse der jeweiligen betroffenen oder des jeweiligen betroffenen Obdachlosen zwischen dem Träger und dem Amt für soziale Sicherung und Integration abgestimmt und die Aufnahme in die jeweilige Einrichtung festgelegt.

Sollte darüber hinaus Bedarf bestehen, werden in koordinierter Absprache mit dem Träger der Notschlafstelle auf der Harkortstraße (mit Tagesaufenthalt) Verlegungen zwischen den Notschlafstellen vorgenommen.

Ein weiteres Angebot bietet der Verein "Medizinische Hilfe für Wohnungslose e.V.", der feste Sprechstunden in den Praxisräumen auf der Neusser Straße unter Leitung von Dr. König vorhält. Daneben bietet der Verein auch eine mobile medizinische Versorgung an. Dieses Angebot steht den Obdachlosen werktäglich an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet zur Verfügung, so beispielsweise dienstags in der Tageseinrichtung Café Pur. Diese Einrichtung ist eine Kooperation zwischen dem Amt für soziale Sicherung und Integration und der Diakonie.

Eine psychiatrische Sprechstunde bietet zweimal monatlich ein Arzt des LVR-Klinikums ebenfalls im Café Pur an.

Letztlich hält der Pflegeservice "Care24" für Obdachlose, die die Tageseinrichtungen nicht nutzen möchten oder auch das Genesungsbett ablehnen, in Zusammenarbeit mit der Streetwork ein zusätzliches mobiles medizinisches Angebot auf der Straße vor.

Hierzu kann auch das Behandlungszimmer im DOU zur Wundversorgung oder bei Befall von Läusen oder Krätze in Anspruch genommen werden.

zu Frage 3: Alkoholabhängige Suchtkranke haben bereits jetzt freien Zugang in die Notschlafstellen.

Zu den drogenabhängigen Suchtkranken führt das Gesundheitsamt folgendes aus: Die Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. hält für illegalisierte Drogen konsumierende Düsseldorferinnen und Düsseldorfer das Angebot einer Notschlafstelle für maximal 25 Personen vor. Von den Besucherinnen und Besuchern werden drei Euro je Übernachtung erhoben. Diese Summe beinhaltet die Möglichkeit, Wäsche zu waschen, eine warme Mahlzeit am Abend und ein Frühstück am Morgen. Auch besteht die Möglichkeit für eine Übernachtung Schulden zu machen, die im Nachgang beglichen werden können. Ebenfalls besteht die Möglichkeit beispielsweise am Monatsanfang eine "Zehnerkarte" zum Preis von neun Übernachtungen zu erwerben.

Die Erhebung des geringen Kostenbeitrages erfolgt vor einem therapeutischen Hintergrund; insofern ist eine vollständig kostenfreie Nutzung des Übernachtungsangebotes nicht beabsichtigt.