Keine Castor-Transporte durch Düsseldorf

Rat

Antrag der Fraktion DIE LINKE zur Sitzung des Rates am 04.11.2010: 

Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf spricht sich gegen den Transport von Atommüll über das Düsseldorfer Stadtgebiet aus. Atommülltransporte bergen ein nicht beherrschbares Risiko für die Bevölkerung entlang der Transportstrecke.

Der Oberbürgermeister wird gebeten, diesen Beschluss des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf den zuständigen Genehmigungsbehörden für Castor-Transporte zu übermitteln. 

Begründung: 
Ab dem 5. November werden elf Castor-Behälter mit hochradioaktivem Reaktormüll von La Hague Richtung Gorleben rollen. Eine der möglichen Routen führt über die Güterbahnstrecke 2324 und damit über Düsseldorfer Stadtgebiet, dort auch durch den Staufenplatztunnel, dessen enorme Sicherheitsmängel unter anderem in der Sitzung des Verwaltungsrates des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr am 01.07.2010 diskutiert wurden.

Die Atomkonzerne wollen zudem massiv Atommüll im Zwischenlager Ahaus einlagern. Geplant sind bis zu zweimal pro Woche Atomtransporte mit insgesamt 1.800 Behältern mit schwach- und mittelradioaktiven Atommüll. Mögliche Absendeorte sind Duisburg, Jülich, Karlsruhe, Dresden-Rossendorf und andere Atomstandorte in Deutschland. Auch hier führen mehrere Transportstrecken durch Düsseldorf.

Ab 2011 sollen 152 Castoren mit hochradioaktivem Atommüll aus dem Forschungszentrum Jülich hinzukommen. Ab 2015 sollen 150 Castor-ähnliche Großbehälter aus der französischen Plutoniumfabrik La Hague nach Ahaus gebracht werden. Hier ist ebenfalls mit einer Routenführung durch Düsseldorf zu rechnen.

Castor-Transporte stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar, weil die Atommüllbehälter bei einem schweren Unfall so stark beschädigt werden können, dass es zu einer radioaktiven Verseuchung der Umgebung kommt. Sicherheitstests werden zwar durchgeführt, allerdings nicht mit allen verwendeten Castor-Typen. Die getesteten Castore halten einen Sturz aus neun Meter Höhe aus, bei einem Unglück auf einer der vielen deutlich höheren Brücken könnten sie leicht zu Bruch gehen.
Zudem wird die Hitzebeständigkeit der Castoren nur bei einem Feuertest mit 800 Grad Celsius über eine Dauer von 30 Minuten geprüft, während bei Zugunglücken Brandentwicklungen mit Temperaturen bis zu 2.000 Grad Celsius denkbar sind. Realistische Szenarios werden also schlicht ignoriert.

Neben der Unfallgefahr gehen von den Castor-Transporten Gesundheitsrisiken aus. Insbesondere die Gefahren der Neutronenstrahlung, die die Behälter-Hülle durchdringt, wurden jahrelang unterschätzt. Das Begleitpersonal ist daher bei jedem Transport einem weitaus höheren Risiko ausgesetzt als lange Zeit angenommen wurde. Als im Frühjahr 1998 radioaktive Teilchen an der Außenhülle eines Behälters festgestellt wurden und die zulässigen Kontaminationsgrenzwerte um das 4.350fache überschritten wurden, verhängte die damalige Umweltministerin Angela Merkel einen Transportstopp. Dieser wurde jedoch im Januar 2000 von der Bundesregierung wieder aufgehoben, obwohl die Ursachen der Grenzwertüberschreitungen nie geklärt wurden.

Von daher sind Castor-Transporte ein nicht hinzunehmendes Risiko. Auf allen politischen Ebenen sind politische Initiativen zur Verhinderung von Castor-Transporten notwendig. Im Rahmen seiner Zuständigkeit kann der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf sich – ebenso wie andere Kommunen in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich – dafür einsetzen, dass keine Castoren durch das Stadtgebiet fahren.

Freundliche Grüße

Gilbert Yimbou                 Frank Laubenburg