Schnelligkeit von Rettungseinsätzen

Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie, Abfallmanagement und Bevölkerungsschutz

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Ausschusses für öffentliche Einrichtungen, Stadtökologie,
Abfallmanagement und Bevölkerungsschutz am 06.02.2023 (AÖE/005/2023):

DIE LINKE warnt immer wieder vor den Folgen des überlasteten Gesundheitssystems. Seit Jahrzehnten sind vor allem die Krankenhäuser unterfinanziert. Sie arbeiten mit zu wenig Personal. Dies führt zu Überlastung.

Viele Krankenhäuser sind zudem überbelegt. Aus anderen Städten berichten Medien, dass Krankenhäuser deshalb sogar Rettungsfahrzeuge abgewiesen haben.

Eine verspätete Einlieferung eine:r Patient:in in die Notaufnahme kann ihre Heilungs- oder sogar Überlebenschancen verringern.

In Hamburg meldeten Krankenhäuser ihre Notaufnahmen und Intensivstationen bei der Leitstelle des Rettungsdienstes ab, wenn sie keine Kapazitäten mehr hatten. Das führte dazu, dass sie zeitweise von den Rettungsfahrzeugen nicht mehr angefahren wurden. Auch Notfälle wurden in weiter entfernte Krankenhäuser transportiert. Erst eine Weisung des Gesundheitsamtes bewegte die Krankenhäuser dazu, unabhängig von ihrem Belegungsstand alle Patient:innen anzunehmen. Die Hamburger Rettungsdienste wurden angewiesen, immer die nächstgelegene Notaufnahme anzufahren.

Weitere Faktoren für die Schnelligkeit von Rettungseinsätzen sind die Erreichbarkeit des Einsatzorts beziehungsweise die Entfernung des Einsatzorts zu einer Feuerwehr und einer Notaufnahme. Hier könnten Daten zur unterschiedlicher Schnelligkeit der Einsätze in verschiedenen Stadtbezirken Rückschlüsse auf Verbesserungsbedarf ermöglichen.

DIE LINKE Ratsfraktion fragt an:

  1. Wie lange dauerte es in den letzten drei Jahren in Düsseldorf im Durchschnitt, bis Rettungsdienste nach der Alarmierung am Einsatzort eintrafen? (Bitte nach Jahr und Stadtbezirken auflisten.)
     
  2. Wie lang dauerte es in den letzten drei Jahren in Düsseldorf im Durchschnitt, bis Rettungsdienste bei einem Notfalleinsatz die zu behandelnde Person die Notaufnahme eines Krankenhauses einliefern konnten? (Bitte nach Jahr und Stadtbezirken auflisten.)
     
  3. Wie oft wurden in den vergangenen drei Jahren in Düsseldorf Rettungsdienste von Krankenhäusern abgewiesen? (Bitte nach Jahr, Krankenhaus und möglichst nach Art des Notfalls aufschlüsseln.)

Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Lehmann                Julia Rupp                               Olaf Nordsieck

 

Antwort der Verwaltung durch den Beigeordneten Zaum:

Antwort zu Frage 1:
Die folgende Tabelle zeigt den Mittelwert der Fahrzeit von Rettungswagen zu Notfalleinsätzen differenziert nach Jahren und Stadtbezirken.

Mittlere Fahrzeit von
Rettungswagen zu Notfalleinsätzen
202020212022
Stadtbezirk 014:33 Minuten4:28 Minuten4:32 Minuten
Stadtbezirk 024:51 Minuten4:37 Minuten4:44 Minuten
Stadtbezirk 034:41 Minuten4:34 Minuten4:36 Minuten
Stadtbezirk 045:16 Minuten5:07 Minuten5:00 Minuten
Stadtbezirk 056:32 Minuten6:36 Minuten7:01 Minuten
Stadtbezirk 066:10 Minuten6:00 Minuten6:16 Minuten
Stadtbezirk 075:28 Minuten5:19 Minuten5:20 Minuten
Stadtbezirk 086:05 Minuten5:59 Minuten5:47 Minuten
Stadtbezirk 095:18 Minuten5:10 Minuten5:23 Minuten
Stadtbezirk 104:33 Minuten4:18 Minuten4:38 Minuten

 

Antwort zu Frage 2:
Die folgende Tabelle zeigt den Mittelwert für die die Dauer des Transportes von Notfallpatienten nach der Erstversorgung an der Einsatzstelle in die Notaufnahme.

Mittlere Transportdauer von
Patienten in Notaufnahmen
202020212022
Stadtbezirk 0107:38 Minuten08:15 Minuten08:55 Minuten
Stadtbezirk 0210:08 Minuten10:27 Minuten10:46 Minuten
Stadtbezirk 0307:37 Minuten08:30 Minuten08:44 Minuten
Stadtbezirk 0408:51 Minuten09:00 Minuten09:36 Minuten
Stadtbezirk 0510:56 Minuten11:52 Minuten12:11 Minuten
Stadtbezirk 0611:11 Minuten12:03 Minuten11:57 Minuten
Stadtbezirk 0709:45 Minuten10:23 Minuten10:52 Minuten
Stadtbezirk 0813:35 Minuten13:53 Minuten14:33 Minuten
Stadtbezirk 0909:26 Minuten10:09 Minuten11:17 Minuten
Stadtbezirk 1008:52 Minuten10:40 Minuten11:31 Minuten

 

Antwort zu Frage 3:
Anfang September 2020 hat die Feuerwehr gemeinsam mit dem Gesundheitsamt und den Kliniken in Düsseldorf ein System eingeführt, das die Behandlungskapazitäten der einzelnen Kliniken in Echtzeit abbildet. Über dieses System werden durch die Leitstelle der Feuerwehr Notfallpatienten zugewiesen. Der Rettungsdienst transportiert Notfallpatient*innen also nicht grundsätzlich zur nächstgelegenen Klinik, sondern zu der für die Notfallpatient*innen optimalen und aufnahmebereiten Klinik. Über dieses System wird vermieden, dass Notfallpatient*innen abgewiesen werden müssen.

Das System wird regelmäßig in enger und guter Zusammenarbeit zwischen der Feuerwehr, dem Ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) des Gesundheitsamtes und den Zentralen Notaufnahmen (ZNA) der Kliniken evaluiert und optimiert.

Bis zur Einführung des Systems wurde nur bei schwerwiegenden Erkrankungen und/oder Verletzungen die Aufnahmefähigkeit für Notfallpatient*innen telefonisch mit den Kliniken abgeklärt. Daher konnte es in Einzelfällen dazu kommen, dass ein Notfallpatient, dessen Übernahme nicht vorab telefonisch bestätigt wurde, nach einer Erstversorgung in der nächstgelegenen Klinik oder – falls vertretbar – abgewiesen wurde und in eine andere Klinik transportiert wurde.

Im September 2020 konnte aufgrund des Cyber-Angriffes auf die Uniklinik Düsseldorf eine Notfallpatientin in Düsseldorf nicht adäquat versorgt werden und musste nach Wuppertal transportiert werden. Die Patientin verstarb im Krankenhaus.