Hebammenmangel in Düsseldorf

Gleichstellungsausschuss

Anfrage der Fraktion DIE LINKE.Düsseldorf zur Sitzung des Gleichstellungsausschusses am 17. März 2020:
Seit Mai 2015 gibt es für Düsseldorf eine Hebammenzentrale. Die Hebammenzentrale ist eine koordinierende Stelle, die dafür sorgt, dass die Hebammensuche für Frauen und Hebammen effektiv und mit weniger Arbeit verbunden ist. Das Leistungsspektrum umfasst die Hebammenvermittlung, die Organisation von Fortbildungen und die interdisziplinäre Netzwerkpflege. Die Zentrale wird von der Stadt Düsseldorf finanziert.

Aktuell wird auf der Internetseite der Hebammenzentrale Düsseldorf der andauernde Hebammenmangel als großes Problem hervorgehoben: „Zurzeit kooperieren ca. 100 freiberufliche Hebammen aus Düsseldorf und dem Umland mit uns. Leider können wir Ihnen dennoch, aufgrund des Hebammenmangels, keine Vermittlungsgarantie geben.“

In Gerresheim reagierte die Krankenhausleitung auf den Hebammenmangel, indem sie im Dezember 2018 den Kreißsaal der Sana-Klinik schloss. Nun ist eine logische Konsequenz, dass die Geburtenzahlen in den noch verbliebenen Kreißsälen in die Höhe gehen. So verzeichnet das Florence-Nightingale-Krankenhaus in Kaiserwerth 2019 einen Rekord mit 3150 Geburten. Noch nie zuvor sind in Düsseldorf in einem Krankenhaus mehr als 3000 Babys geboren worden.  

Die Geburtenrate in Düsseldorf lag 2015 insgesamt bei 6528 Geburten, 2016 bei 6886 Geburten, 2017 bei 6926 und 2018 nur noch bei 6780 Geburten. Erwartet wird für 2019 eine weiter sinkende Geburtenrate in Düsseldorf, obwohl die Einwohnerzahl steigt. Daraus lassen sich zwei Vermutungen ableiten:

Zum einen führt der Hebammenmangel in Düsseldorf dazu, dass Anfragen von Schwangeren abgelehnt werden. Zum anderen weichen durch die Schließung des Kreissaales in Gerresheim werdende Mütter auf Krankenhäuser in Mettmann, Ratingen und Hilden aus. 

Der Deutsche Hebammenverband e.V.  spricht allgemein von einer Unterversorgung von Schwangeren. Auf deren Internetseite wurden seit 2015 allein für Düsseldorf insgesamt 645 Fälle von Unterversorgung von Schwangeren bisher gemeldet.

DIE LINKE. Ratsfraktion Düsseldorf fragt an: 

  1. Wie viele freiberufliche Hebammen und Beleghebammen sind seit Bestehen der Hebammenzentrale in Düsseldorf tätig (aufgeschlüsselt nach Jahren) und wie viele würden benötigt, um den Bedarf zu decken?
     
  2. Wie viele Anfragen von werdenden Eltern konnten seit Bestehen der Hebammenzentrale nicht entsprochen werden und wie ist der Betreuungsschlüssel (aufgeschlüsselt nach Jahren)?
     
  3. Wie werden die Angebote für Hebammen angenommen ( Freiminuten für den Eddy-Elektroroller oder Wohnungsvermittlung durch die SWD) und welche weitere Maßnahmen auf kommunaler Ebene werden in Düsseldorf ergriffen, um den Hebammenmangel zu beseitigen?

Freundliche Grüße
 

Petra Müller-Gehl                        Jacqueline Kiefer                   Cornelia Schlemper

 

Antwort der Verwaltung am 17.03.2020

Die Beantwortung der Fragen erfolgt seitens des Gesundheitsamtes (Dr. Schäfer)

zu Frage 1: Am 17.02.2019 waren beim Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf insgesamt 149 Hebammen gemeldet. Hiervon waren insgesamt 117 Hebammen freiberuflich tätig. Hinzu kommt eine nicht zu ermittelnde Zahl von Hebammen, die nicht in Düsseldorf ihren Wohnsitz haben, aber in Düsseldorf tätig sind.

Nach Auskunft der Hebammenzentrale betrug die Anzahl der Hebammen, die aktiv mit der Hebammenzentrale zusammen arbeiten, 51 in 2015, 74 in 2016, 77 in 2017, 83 in 2018 und 86 in 2019. Darüber hinaus waren der Hebammenzentrale in 2019 136 Hebammen aus der Zusammenarbeit bekannt, die aufgrund von persönlichen Gründen beruflich pausieren, bzw. nicht mehr aktiv am Berufsleben teilnehmen.

Wie viele Hebammen benötigt werden, um den kompletten Bedarf zu decken, kann auf der Grundlage der vorhandenen Daten nicht belastbar beziffert werden, da der Umfang der von den Hebammen angebotenen Betreuung sehr unterschiedlich ist. Es gibt Hebammen, die monatlich nur eine Frau betreuen, da sie aus persönlichen Gründen nur in Teilzeit arbeiten können oder auch zusätzlich im Krankenhaus arbeiten. Daneben gibt es wiederum Hebammen, die ausschließlich freiberuflich Betreuungen anbieten und 5 - 10 Frauen monatlich betreuen.

zu Frage 2: In 2015 konnte lt. Auskunft der Hebammenzentrale insgesamt 68 Anfragen nicht entsprochen werden, in 2016: 711, in 2017: 923, in 2018: 1.674 und in 2019: 1.981 Anfragen.

Der Betreuungsschlüssel pro Hebamme variiert stark und liegt in einer Bandbreite zwischen 2 und 10 Familien pro Monat. Für die Mehrzahl der Hebammen ist von einer Zahl von etwa 4 bis 5 betreuten Familien auszugehen.

zu Frage 3: Wie die Antworten zu den Fragen 1 und 2 zeigen, konnte mit der erfolgten Einrichtung einer Hebammenzentrale ein wichtiges und erfolgreiches Angebot geschaffen werden, das bereits deutliche Verbesserungen sowohl für die betroffenen Famillien als auch für die Hebammen selber geschaffen hat.

Die Hebammenzentrale wird durch die Landeshauptstadt Düsseldorf aktuell mit einem Betrag in Höhe von 105.000 € finanziell gefördert. Angesichts des bestehenden Bedarfes ist beabsichtigt, diese Förderung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel auch zukünftig zu gewähren.

Um die innerstädtische Mobilität der Hebammen zu stärken, hat das Gesundheitsdezernat zudem ein Sponsoring der Hebammen durch die Stadtwerke Düsseldorf initiiert. Den Hebammen werden 600 Freiminuten plus Anmeldegebühr für die Eddy-Elektroroller zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus unterstützt die SWD Städt. Wohnungsgesellschaft Düsseldorf die Hebammen bei der Wohnungssuche.