Obdach- und Wohnungslosigkeit in Düsseldorf im Winter 2023/2024

Ausschuss für Gesundheit und Soziales

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE Düsseldorf zur Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Soziales am 28.11.2023 (AGS/057/2023):

Zum Tag der Wohnungslosen 2023 berichtete die Rheinische Post am 23. September 2023, dass Träger der Wohnungslosenhilfe von immer mehr Menschen in Düsseldorf ausgehen, die keine Wohnung oder sogar ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben. Zitiert wird Thomas Tackenberg von Axept, der von circa 3500 Betroffenen in Düsseldorf ausgeht, von denen mehr als 200 auf der Straße schlafen. In den letzten Jahren entstand in der Landeshauptstadt eine Mischung aus Unterbringungsmöglichkeiten in Notschlafstellen, Hotels und Alternativobjekten für obdach- und wohnungslose Menschen im Winter. Knapp 100.000-mal mussten Menschen im Jahr 2021 in diesen Notunterbringungen in Düsseldorf übernachten. Bereits im Winter 2022/2023 fehlten nach Aussagen der Betroffenen und Trägervereine allerdings auch Möglichkeiten zum Tagesaufenthalt, da manche Unterbringungsmöglichkeiten nur in den späten Abend- und frühen Morgenstunden zur Nutzung bereitstanden.

Nach Auffassung der Ratsfraktion DIE LINKE sind 3500 Wohnungs- und über 200 Obdachlose das Armutszeugnis einer Stadt, die sich eine neue Oper bauen kann, aber den Bau von bezahlbarem Wohnraum nicht vorantreiben will. Die Bereitstellung von Übernachtungsmöglichkeiten und Tagesaufenthalten oder Wärmestuben sind als humanitäre Verpflichtung der Stadt entsprechend ernst zu nehmen. Dabei darf das Ziel, allen Menschen in Düsseldorf eine Wohnung anbieten zu können, nicht aus dem Blickfeld geraten.

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

1. Wie hat sich bei der Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle und bei der Beratungsstelle für Obdachlose die Zahl der Beratungsfälle im Jahr 2022 entwickelt?

2. Wie hat sich im Bereich Obdachlosenunterbringung die Anzahl der Plätze und die Zahl der untergebrachten Menschen in 2022 entwickelt?

3. Wie hat sich die Anzahl der Wärmestuben in Düsseldorf in 2022 und 2023 entwickelt?

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Born                       Christian Jäger                            Cornelia Schlemper
 

Antwort der Verwaltung:

Frage 1:
Antwort bzgl. der Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle:

In 2022 gab es 1666 Neufälle in der Beratungsstelle für Wohnungsnotfälle.
Demgegenüber stehen folgende Neufallzahlen der Vorjahre:

2021: 1309
2020: 1518
2019: 1882

Grundsätzlich ist eine Bewertung der Entwicklungen seit 2020 aufgrund der Pandemie schwierig, insbesondere im Beratungsgeschehen. Die Steigerung in 2022 ist vermutlich ein Post-Corona-Effekt (Kontaktbeschränkungen und auslaufende Sozialschutzpakete).

Antwort bzgl. der Beratungsstelle für Obdachlose:
In 2022 gab es 1.085 Neufälle in der Beratung für Obdachlose.
Demgegenüber stehen folgende Neufallzahlen der Vorjahre:

2021: 808
2020: 1.229
2019: 1.445

Bis zum 21.11.2023 sind bereits 1438 Neufälle in der Beratung für Obdachlose registriert worden.
Die genannten Zahlen beziehen sich auf Haushalte und nicht auf Personen.

Antwort zu Frage 2:
Im Bereich der Notunterkünfte standen in 2022 durchschnittlich 1410 Plätze für den Personenkreis zur Verfügung bei einer unterjährig relativ gleichbleibenden Belegung mit durchschnittlich 1324 Personen.
In den Notschlafstellen haben im Jahr 2022 1.744 Personen übernachtet.

2021: 1.736 Personen
2020: 1.693 Personen
2019: 1.517 Personen

Bis zum 22.11.2023 haben bereits 1.789 Personen die Notschlafstellen genutzt.

Im Winter 2022/2023 hat es einen Wärmeraum auf der Graf-Adolf-Straße gegeben. In den vorherigen Jahren wurden Räumlichkeiten in der Bergerkirche genutzt.

Darüber hinaus stehen ganzjährig die verschiedenen Tagesstätten für wohnungslose Menschen zur Verfügung, die Beratungsangebote, Dusch- und Waschmöglichkeiten sowie eine Essensversorgung anbieten:

• „Shelter“: Liefergasse 3
• Café-Bistro in der Fachberatungsstelle "Horizont": Neusser Straße 37
• "Café Pur": Harkortstraße 27
• "Café Kola" Kontaktladen des Drogenhilfezentrums für drogenabhängige Menschen: Erkrather Straße 18
• "Trebecafé" für Mädchen und junge Frauen von 12 bis 26 Jahre: Kölner Straße 148.
• Notschlafstelle Hakortstr. für Männer mit Tagesaufenthalt: Harkortstr 27

Die städtische Struktur ist stabil und umfangreich und kann bei Bedarf schnell hochgefahren werden. Dafür werden, wie in den vergangenen Jahren auch, extreme Witterungsbedingungen im Blick gehalten.

Zusätzlich wird die Verwaltung wieder mit einem mehrsprachigen Flyer „drinnen ist es wärmer“ über die verschiedenen Aufenthaltsmöglichkeiten informieren.