Personalsituation in den städtischen Kindertagesstätten im Jahr 2023

Jugendhilfeausschuss

Anfrage der Ratsfraktion Die Linke. Düsseldorf zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 17.01.2024(JHA/004/2024):

Ende November 2023 berichtete die Rheinische Post unter dem Titel „Virenwelle setzt Kita-Eltern unter Druck“1 von einer immer häufiger notwendigen Reduzierung der Betreuungsangebote in Düsseldorfer Kindertagesstätten. Die Krankheitswelle unter den Beschäftigten sei im Spätherbst in erster Linie auf Erkältungsviren zurückzuführen, werde aber durch den weiterhin bestehenden Fachkräftemangel in Kindertagesstätten verschärft. Die Lage in den Kindertagesstätten bleibt damit prekär. Fachkräftemangel und Krankheitswellen sorgen dafür, dass den Kindern keine angemessenen pädagogischen Angebote gemacht werden können, die Eltern durch dauernde Notbetreuung nicht entlastet werden können und die Beschäftigten sich mehr und mehr aufreiben, um diese prekäre System Kinderbetreuung am Laufen zu halten. Auch diese Arbeitsbedingungen, bei denen die Betreuungsschlüssel teilweise über lange Zeit nicht mehr eingehalten werden können, können die Beschäftigten krank machen.

Erst im Oktober protestierten die Wohlfahrtsverbände mit 22.000 Kolleginnen und Kollegen vor dem nordrhein-westfälischen Landtag – unter anderem auch gegen die unzureichende finanzielle Ausstattung der Kindertagesstätten2. Der WDR berichtete dazu, dass nach wie vor bis zu 100.000 Plätze und zehntausende Beschäftigte in den KiTas in NRW fehlen.

1 „Virenwelle setzt Kita-Eltern unter Druck“, Rheinische Post vom 28.11.2023. Abrufbar unter:
https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/duesseldorf-virenwelle-setzt-kita-eltern-unter-druck_aid-102276913
2 „Demo der Wohlfahrtsverbände mit 22.000 Menschen vor dem Landtag“, WDR vom 19.10.2023. Abrufbar unter:
https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/demo-landtag-wohlfart-kita-100.html

Aus diesem Grund fragen wir an:

  1. Wie viele Erzieher:innen-Stellen in den städtischen Kindertagesstätten sind zum Stichtag 31.12.2023 unbesetzt gewesen?
     
  2. Wie viele Überlastungsanzeigen, Krankmeldungen und (Langzeit-) Ausfälle anderer Art (Elternzeit o.Ä.) aus dem Kreis der Beschäftigten in den städtischen Kindertagesstätten hat es im Jahr 2023 gegeben?
     
  3. Wie erfolgreich waren die zu Beginn des Jahres 2023 angekündigten Kampagnen zur Personalgewinnung, u.a. die Jobkampagne für Erzieher:innen/Kinderpflege:innen im April 2023 und die Ansprache von Schulabgänger:innen im Herbst 2023 und wie viele Neueinstellungen konnten im Jahr 2023 daraufhin verzeichnet werden?

Mit freundlichen Grüßen
Lukas Reichert                                          Rene Engels


Antwort der Verwaltung durch den Stadtdirektor Hintzsche:

Antwort zu Frage 1:

Zum benannten Stichtag waren 106,54 Erzieher:innen-Planstellen, (Fachkraftstellen) vakant. Neben den genannten Fachkraftstellen waren zum Stichtag zudem 50,29 Kinderpfleger:innen-Stellen (Ergänzungskraftstellen) unbesetzt.

Bei einer Gesamtanzahl von 1350,48 Fach- und Ergänzungskraftstellen im Bereich Kindertagesstätten wird so eine Besetzungsquote von 88,4% erreicht. (156,83 / 1350,48 = 11,6 % Vakanzen).
Im Vergleich hierzu lag die Besetzungsquote in den städtischen Kitas im Juli 2022 bei 89 %.

Um die Betreuung sicherzustellen und die Belastungen für das Personal in den Kitas abzufedern, wurden bereits in den Vorjahren zusätzlich zum regulär vorgesehenen Personalschlüssel 55 Springerstellen eingerichtet, welche krankheitsbedingte Personalausfälle in den Einrichtungen kompensieren. Aufgrund von kurzfristigen Ausfällen von Mitarbeiter*innen z.B. durch Erkrankung oder Beschäftigungsverbot während der Schwangerschaft zusätzlich zu den bestehenden Vakanzen, kann eine Einschränkung von Betreuungszeiten in einzelnen Kitas leider nicht immer verhindert werden. Das im Frühjahr 2023 entwickelte verlässliche Betreuungskonzept für städtische Kitas stellt die Maßnahmen, die bei Personalausfällen ergriffen werden transparent und nachvollziehbar für Kita-Leitungen und auch für die Eltern der betreuten Kinder dar. Der gemäß KiBiz definierte Betreuungsschlüssel wird stets eingehalten.

Über die AG 78 Kindertagesbetreuung bis zum Schuleintritt wurde das verlässliche Betreuungskonzept des Amtes für Soziales und Jugend auch den freien Trägern zur Verfügung gestellt, die gleichermaßen vom bundesweit bestehenden Fachkräftemangel betroffen sind.

Zur Unterstützung des pädagogischen Personals werden weiterhin Alltagshelfer in den städtischen Kitas eingesetzt.

Antwort zu Frage 2:
Im Jahr 2023 gab es monatlich im Schnitt 174 Abwesenheiten aufgrund von Elternzeit, Sonderurlaub, unbezahlter Beurlaubung etc.. Diese fallen bei Stellenwiederbesetzungen jedoch nur bedingt ins Gewicht, da Stellen ab Bekanntwerden der Vakanz ausgeschrieben werden können. Ebenso verhält es sich bei Vakanzen durch Mutterschutz, die ab Bekanntwerden der Schwangerschaft ausgeschrieben werden können.

Überlastungsanzeigen gab es im Jahr 2023 keine.

Für die, in den städtischen Kitas beschäftigten Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen, wurden im Jahr 2023 durchschnittlich 27,13 Krankentage (ohne Langzeiterkrankungen) pro Beschäftigten*r gemeldet. Hierbei werden die ersten sechs Krankheitswochen auch für Langzeiterkrankte im Rahmen dieser statistischen Betrachtung berücksichtigt.

Unter Berücksichtigung von Erkrankungszeiten, die sechs Wochen überschreiten (Langzeiterkrankungen) erhöht sich der Wert für die durchschnittlichen Krankentage auf 42,71 Tage.

Antwort zu Frage 3:
Alle Maßnahmen der Jobkampagne und Imagekampagne konnten durchgeführt bzw. weiter geplant werden. Bildmaterial zu den Kampagnen können der Anlage 1 entnommen werden.

Die Jobkampagne mit Unterstützung der Düsseldorf Marketing und der Agentur Castenow konnte wegen verzögerter Fertigstellung leider erst zur Jahresmitte ausgespielt werden und war in der Zeit vom 19.06. bis 21.08.2023 analog bzw. digital sichtbar.

Am 21.10.2023 wurde mit den freien Trägern der Wohlfahrtspflege sowie den Berufskollegs eine gemeinsame Job- und Informationsbörse in der Zentralbibliothek veranstaltet. Diese wurde digital über die neue gemeinsame Internetseite (www.next-generation-foerder@duesseldorf.de) sowie Social Ads beworben. Darüber hinaus wurden Schulen mit Unterstützung der Kommunalen Koordinierungsstelle per Flyer über den Termin unterrichtet. Die Veranstaltung selbst war zufriedenstellend besucht.

Vor Weihnachten wurden die Dreharbeiten abgeschlossen, um mit der Imagekampagne digital zu starten. Das Ausspielen von Social Ads ist für Ende Januar geplant.

Die Ansprache der Schüler*innen wurde in das Jahr 2024 verschoben, da sie mit Unterstützung der Kommunalen Koordinierungsstelle größer und wirksamer ausgerichtet werden soll. Dazu dient die Veranstaltung #Lust auf Handwerk als Vorlage. Gemeinsam mit den Trägern soll die Veranstaltung voraussichtlich am 13.09.2024 unter dem Titel #Lust auf Pflege und Soziales durchgeführt werden. Zielgruppe sind am Vormittag Schüler*innen im Rahmen der beruflichen Orientierung und am Nachmittag Schulabgänger*innen und Interessierte.
Kickoff-Veranstaltung zur Planung ist der 21.01.2024.

Darüber hinaus hat das Amt für Soziales und Jugend an 15 Praxis- und Informationsbörsen bzw. Karriere- und Jobmessen teilgenommen. Die Teilnahme an weiteren Formaten wird sukzessive ausgebaut.

Entwicklung der Zugänge
Ein Vergleich der Einstellungen von Kinderpfleger*innen und Erzieher*innen der Jahreshälften 2022 und 2023 zeigt eine Verdopplung nach Durchführung der Kampagnen. Während im Jahr 2022 von Juli bis Dezember 38 Einstellungen erfolgen konnten, wurden im Jahr 2023 im gleichen Zeitraum 74 Kinderpfleger*innen/ Erzieher*innen für die Arbeit in den städtischen Kitas neu gewonnen werden. Dieses spricht für einen Erfolg der bisher durchgeführten Maßnahmen.

Der Höhepunkt der Einstellungen liegt hierbei naturgemäß im August eines jeden Jahres, da angehende Erzieher*innen und Kinderpfleger*innen ihre Ausbildung an den Fachschulen zum Sommer beenden.