Qualitätssicherung in der OGS hinsichtlich des neuen GaFöG

Jugendhilfeausschuss

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 09.02.2022 (JHA/006/2022):

Der Bundestag hat den Gesetzentwurf zum GaFöG am 11. Juni 2021 beschlossen. Mit dem GaFöG sollen zunächst die Kinder der 1. Klassenstufe ab dem Schuljahr 2026/2027 einen Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung (Betreuung) erhalten. Der Rechtsanspruch soll 8 Zeitstunden an jedem Wochentag von Montag bis Freitag einschließlich der Unterrichtszeiten umfassen. Mit Beginn jedes weiteren Schuljahres kommt eine Jahrgangsstufe hinzu, so dass zum Schuljahr 2029/2030 alle Kinder der Klassenstufen 1 bis 4 einen Rechtsanspruch auf ganztägige Förderung (Betreuung) haben. Im Moment liegt die Versorgungsquote nach städtischen Angaben mit 16.400 OGS-Plätzen bei 81 %.Wenn die se Zahlen tatsächlich am reellen Bedarf ausgerichtet sind, müssen innerhalb der nächsten 7 Jahre 3.847 weitere OGS-Plätze mit dem entsprechenden Betreuungsbedarf eingerichtet werden. Durch die sukzessive Einführung dieses Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung (Betreuung) im Primarbereich ab 2026/2027 werden viele neue Arbeitsplätze in der Betreuung geschaffen werden müssen, idealerweise von bereits qualifiziertem pädagogischem Fachpersonal.

Das Präsidium des Deutschen Städtetages hat in seiner 436. Sitzung am 27. April 2021 auf die großen Probleme bei der Realisierung des Rechtsanspruchs aufgrund des Fachkräftemangels in sozialen Berufen und aufgrund der notwendigen umfangreichen Baumaßnahmen an Grundschulen und Horten hingewiesen. Auch für Düsseldorf wird es sich um eine „Mammutaufgabe“ handeln, dessen Planung und Realisierung zeitnah vorgenommen werden muss.

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Mit welchem Mehrbedarf an Betreuungsplätzen und Personal rechnet die Stadt Düsseldorf ab dem Jahr 2026/2027?
     
  2. Gab es in der Vergangenheit genug qualifizierte Bewerber:innen für Stellen in der schulischen Ganztagsförderung in Düsseldorf?
     
  3. Welche Maßnahmen ergreift die Stadt, um bis 2026/2027 diesen möglicherweise entstehenden Mehrbedarf an Betreuungsplätzen und Personal zu decken?

Mit freundlichen Grüßen

Lukas Reichert                 Jacqueline Kiefer

 

Antwort der Verwaltung durch den Beigeordenten Hintzsche:

Antwort zu Frage1:

Im Schuljahr 2021/22 wird eine Versorgungsquote von 81 % durch verschiedene Angebote sichergestellt. 656 Gruppen im Offenen Ganztag bieten mit 16.400 Plätzen für 69 % aller Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe ein Ganztagsangebot. Weitere 10 % der Schülerinnen und Schüler haben einen Platz in einer Übermittagsbetreuung an einer OGS und weitere 2 Prozentpunkte werden durch Betreuungsangebote in Jugendfreizeiteinrichtungen und in Sportvereinen sichergestellt.

Unter Berücksichtigung der prognostizierten Schülerzahlen müssen für eine 90 % Versorgung weitere 150 Gruppen geschaffen werden. Bei einer 100 % Versorgungsquote sind es insgesamt 254 zusätzliche Gruppen.

Eine OGS-Gruppe wird von einer Erzieherin / einem Erzieher und einer Ergänzungskraft in der Phase der Mittagsverpflegung betreut.

Bisher ist nicht bekannt, welche Qualitätsstandards das Land NRW für das Ganztagsangebot ab dem Schuljahr 2026/27 vorgeben wird. Daher können sich noch Auswirkungen auf den Personalbedarf ergeben.

Antwort zu Frage 2:
Mit einem Kooperationsvertrag zwischen der jeweiligen Schule, dem Schulträger und dem kooperierenden Jugendhilfeträger werden die grundlegenden Aufgaben zum Ganztag vereinbart. Auf dieser Basis ist es Aufgabe des Jugendhilfeträgers das erforderliche Personal zu stellen.

Die kooperierenden Jugendhilfeträger unterscheiden sich. So gibt es eine größere Zahl von Fördervereinen, die als Jugendhilfeträger mit jeweils einer Schule kooperieren. Anderseits gibt es Jugendhilfeträger, die mehr als 10 Schulen betreuen. Demzufolge sind die Herausforderungen, genügend qualifiziertes Personal zu stellen, durchaus unterschiedlich. Im Austausch des Schulträgers mit den Jugendhilfeträgern wird deutlich, dass es zunehmenden Aufwandes bedarf, das erforderliche Personal zu gewinnen.

Antwort zu Frage 3:
In Kooperation mit der Hochschule Düsseldorf und den Jugendhilfeträgern soll zunächst die aktuelle Personalsituation erfasst und analysiert werden. Auf dieser Basis werden Strategien zur Personalgewinnung und –qualifizierung entwickelt.

Der in den letzten Jahren stetige Ausbau des Ganztagsangebots soll fortgesetzt werden.

Parallel dazu wird eine zunächst amtsinterne Arbeitsgruppe auf einer umfassenden Datenbasis zu den Bedarfen und den bisherigen Vorhaben zum Ganztagsausbau eine Konzeption zur umfassenden Potentialanalyse der Raumsituation der Schulen erstellen. Die vorhandenen Ausstattungskonzeptionen sollen überprüft werden, um möglichst multifunktionelle Raumnutzungen zu ermöglichen. Die Verpflegungskonzepte sollen nach Möglichkeit standardisiert werden.
Auf dieser Basis wird eine Potentialanalyse der Raumsituation aller Offenen Ganztagsschulen erstellt.

Mit der Hochschule Düsseldorf sollen die vorhandenen pädagogischen Konzepte erfasst, ausgewertet und weiterentwickelt werden.