Atomtransporte durch Düsseldorf geplant

Rat

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE. Düsseldorf zur Sitzung des Rates am 09.10.2025 (RAT/294/2025):

Mitte August genehmigte das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) 152 Atommülltransporte mit 300.000 hochradioaktiven Brennelementen vom Zwischenlager im rheinischen Jülich ins Zwischenlager Ahaus im Münsterland. 1

Die Transporte werden von verschiedenen Organisationen wie z.B. von www.ausgestrahlt.de kritisiert. 2 Selbst der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei bezeichnete den drohenden jahrelangen Atommüll-Verkehr als „Wahnsinn“ und sprach von einer „sinnlosen Mammutaufgabe“.3

Das Bundesamt BASE entschied sich trotzdem für den potentiell gefährlichen und teuren Transport des radioaktiven Materials über Straßen. Helge Bauer von der Initiative „Ausgestrahlt“:

„Jeder Atommülltransport berge das Risiko eines Unfalls und biete gleichzeitig Angriffsfläche für Terroristen. Die Anwohner und Anwohnerinnen entlang der 180 Kilometer langen Transportstrecke von Jülich nach Ahaus „tragen das Risiko für diesen unnötigen Atommülltourismus“. Richtig wäre stattdessen der Neubau des Zwischenlagers in Jülich gewesen, erklärte Bauer.4

Bei einem Testtransport Ende 2024 kam es zu Unregelmäßigkeiten, Fehlern und Sicherheitslücken.5 Ein Unfall bei 152 Transporten auf der 170 Kilometer langen Strecke ist durchaus möglich. Per LKW soll der Atommüll von Jülich aus über die Autobahnen, durch die Landeshauptstadt Düsseldorf, evtl. auch durch den Flughafentunnel der A44 und das dichtbesiedelte Ruhrgebiet nach Ahaus gehen.6 Tunnel sind grundsätzlich ein Riskio für Gefahrentransporte. Bei einem Unfall ist die Bergung dort besonders schwierig und gefährlich.7 Genehmigt wurden durch das BASE auch zwei Castor-Transporte vom Forschungsreaktor Garching bei München mit hochangereicherten Brennelementen nach Ahaus. Kritiker*innen sprechen von atomwaffenfähigen Material.8

Der Atomtransport von Jülich nach Ahaus ist jedoch nicht der einzige Transport durch NRW (und eventuell auch durch Düsseldorf). Laut Bericht des Landes Nordrhein-Westfalen vom 12.05.2025 für das Jahr 2024 fanden 650 Transporte in NRW statt (2023=458). Bis auf zwei Transporte, die per Bahn durchgeführt worden, fanden alle auf Straßen statt. Größter Absender war die Uranaufbereitungsanlage in Gronau. Daneben gab es Transporte aus dem Forschungszentrum Jülich und der Krefelder Maschinenbauer Siempelkamp.9

In einer Antwort auf die Anfrage (RAT/012/2019) im Jahre 2019 gab die Stadt Düsseldorf bekannt, dass weder sie noch die städtische Feuerwehr über Atomtransporte durch das Stadtgebiet Düsseldorf informiert werden. Bei einem Unfall geht dadurch wertvolle Zeit verloren.

Die Linke Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

1. Wird die Düsseldorfer Stadtverwaltung und/oder Feuerwehr über radioaktive Transporte durch Düsseldorfer Stadtgebiet mittlerweile informiert? Wenn nein, warum nicht?

2. Wie ist die Düsseldorfer Feuerwehr für radioaktive Zwischenfälle bzw. Unfälle ausgerüstet (Bitte auflisten: Anzahl Strahlenschutzbekleidung, Ausstattung, etc.)?

3. Wie lange braucht die Düsseldorfer Feuerwehr, um beim Austritt von Radioaktivität im Düsseldorfer Flughafentunnel mit der Ausrüstung für radioaktive Zwischenfälle vor Ort zu sein und mit der Dekontaminierung zu starten?

Mit freundlichen Grüßen
Sigrid Lehmann             Helmut Born

1 https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/bundesamt-genehmigt-atommuelltransporte-durch-nrw-100.html
2 https://www.ausgestrahlt.de
3 https://taz.de/Kritik-an-Atommuelltransporten-durch-NRW/!6109534/
4 https://taz.de/Castor-Transport-in-NRW/!6109452/
5 https://taz.de/Atommuell-Transporte/!6021157/
6 https://www.bund-nrw.de/presse/detail/news/heute-proteste-gegen-probe-castor-transport/
7 https://www.atommuellreport.de/themen/detail/gutachten-zu-castor-transporten-von-juelich-nach-ahaus.html
8 https://www.sueddeutsche.de/bayern/atommuell-garching-transporte-li.3303168
9 https://www.wirtschaft.nrw/system/files/media/document/file/25_05_12_bericht_des_landes_nrw_ueber_die_transporte_von_radioaktiven_stoffen_im_jahr_2024_gr.pdf


Antwort der Verwaltung durch Stadtdirektor Hintzsche:

Antwort zu Frage 1:
Die Feuerwehr Düsseldorf steht im kontinuierlichen Kontakt mit den für die Transporte zuständigen Stellen. Derzeit sind keine Transporte geplant, die durch den Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr Düsseldorf führen.

Antwort zu Frage 2:
Die Feuerwehr Düsseldorf ist für Gefahrenabwehrmaßnahmen bei dem Austritt von Radioaktivität vollständig ausgebildet und ausgerüstet. Jedes Löschfahrzeug ist so ausgestattet, dass ein Erkennen von Radioaktivität und die sichere Durchführung von Rettungsmaßnahmen gewährleistet ist. Die Feuerwehr Düsseldorf verfügt darüber hinaus über unterschiedliche Spezialfahrzeuge, die sowohl über unterschiedliche Messgeräte als auch zusätzliche Ausrüstung für Unfälle mit Gefahrgütern – darunter auch radioaktive Stoffe – verfügen.

Antwort zu Frage 3:
Die Feuerwehr Düsseldorf kann eine potentielle Einsatzstelle im Düsseldorfer Flughafentunnel mit den entsprechend ausgestatteten Löschfahrzeugen in unter 8 Minuten Fahrzeit erreichen. Eine Notdekontamination für Personen kann unverzüglich gewährleistet werden.