Startups müssen weiblicher und diverser werden

Ausschuss für Wirtschaftsförderung und internationale Zusammenarbeit

Anfrage der Ratsfraktion DIE LINKE zur Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und internationale Zusammenarbeit am 23.03.2021:

Begründung:
Laut dem Female Founder Monitor (FFM) sind Gründerinnen stärker sozial ausgerichtet: und binden ihre Motivation häufiger an das Ziel der ökologischen Nachhaltigkeit. Allerdings liegt der Anteil der Startup-Gründerinnen in Deutschland bei lediglich 15,7%. Durch dieses Ungleichgewicht bleiben enorme innovative, wirtschaftliche und technische Potenziale unausgeschöpft. Das Ungleichgewicht erhöht sich noch durch die unterschiedlichen Finanzierungen der Startups. Nur 5,2% der Frauen-Teams erhielten eine Million Euro oder mehr während der Prozentsatz bei Männer-Teams bei 27,8% lag.

Insgesamt erhalten Gründerinnen weniger und seltener Kapital zur Finanzierung und Realisierung von Startups. Es fehlt vor allem an Netzwerken, die gezielt Frauen unterstützen sowie sich für Diversität einsetzen.

Auf der startup-city Web-Seite wirbt die Stadt Düsseldorf, dass sie mit über 400 Startups eine sehr lebendige und wachsende Gründungs-Szene hat. Eine gezielte Förderung von Frauen Startups ist jedoch nicht vorgesehen. Zudem liegt die Seite nur in Deutsch und Englisch vor. Andere Städte, wie z.B. Hannover, fördern gezielt Frauen-Startups und beteiligen sich am EU-geförderten Projekt „Frauen im Gründungsprozess“.

DIE LINKE Ratsfraktion Düsseldorf fragt an:

  1. Wie viele rein männliche, rein weibliche oder gemixte Gründer:innenteams sind 2014-2020 von der Wirtschaftsförderung unterstützt worden? Bitte nach Jahr, Teamzusammensetzung bzw. Geschlecht der Gründer:in (bei Einpersonengründungen) und Art der Unterstützung aufschlüsseln.

  2. Wie viele dieser Gründungen sind wie lange als Unternehmen tätig gewesen? Bitte nach Startjahr und Laufzeit der  Unternehmung aufschlüsseln.      

  3.  Welche Maßnahmen ergreift die Wirtschaftsförderung um gezielt Frauen bei Startups zu unterstützen?

Mit freundlichen Grüßen

Marcus Flemming             Julia Heggemann             Darlene Scho

 

Zu der Anfrage nimmt die Verwaltung wie folgt Stellung:

Zu Frage 1:
In Düsseldorf gab es von 2014 bis einschließlich 2020 insgesamt 349 Startup Neugründungen, die der Verwaltung bekannt und heute noch aktiv sind. Bei insgesamt 236 Neugründungen wurde erfasst, ob es sich um eine männliche, weibliche oder geschlechtsgemischte Gründung handelt. Nicht enthalten sind hier Startups in der Vorgründungsphase.

 

Gründungen 2014

Gründungen 2015

Gründungen 2016

Gründungen 2017

 

Absolut

Relativ

Absolut

Relativ

Absolut

Relativ

Absolut

Relativ

Alle Gründungen

47

-

52

-

66

-

52

-

Mit Geschlechtsangabe

41

100%

43

100%

51

100%

36

100%

Rein männlich

33

80%

31

72 %

43

84%

29

81 %

Rein weiblich

5

12 %

9

21%

5

10 %

4

11%

Gemischt

3

7 %

3

7 %

3

6 %

3

8 %

 

Gründungen 2018

Gründungen 2019

Gründungen 2020

Im Durchschnitt 
(2014 – 2020)

 

Absolut

Relativ

Absolut

Relativ

Absolut

Relativ

Absolut

Relativ

Alle Gründungen

58

-

53

-

19

-

49,6

-

Mit Geschlechtsangabe

34

100%

21

100%

10

100%

33,7

100 %

Rein männlich

28

82%

18

86 %

6

60%

26,9

78 %

Rein weiblich

4

12 %

3

14%

2

20 %

4,6

14%

Gemischt

2

6 %

0

0 %

2

20%

2,3

8 %

 

Bei der Auswertung (Tabellen oben) ist zu beachten, dass bei den Gründungen zwar der Frauenanteil erfasst wurde, jedoch nicht wie viele Frauen insgesamt an den Gründungen beteiligt waren.
Anhand der vorliegenden Daten waren von 2014 bis einschließlich 2020 insgesamt 352 Personen an Gründungen beteiligt. Hiervon 296 Männer und 56 Frauen. Dies entspricht einem Verhältnis von 84,1% zu 15,9% und damit dem Niveau des Female Founder Monitor des Bundesverbandes deutscher Startups e.V. (https://femalefoundersmonitor.de/).

Die Art der Unterstützung lässt sich nicht kategorisieren und wird daher auch nicht erfasst.


Zu Frage 2:
Das folgende Schaubild, Grafik1, zeigt die Altersstruktur der Startups insgesamt. Dies zeigt, dass unser Startup-Ökosystem größer geworden ist und an Reife gewonnen hat.

Grafik 2 enthält die Alterststruktur der Startups mit Frauenanteil:

Zu berücksichtigen ist, dass nicht alle Startups von der Gründung an in die Statistik einfließen. Teilweise werden Startups erst woanders gegründet und siedeln sich dann erst in Düsseldorf an, um insbesondere im B2B-Umfeld vom Sitz in Düsseldorf aus zu skalieren.


Zu Frage 3:
Die Wirtschaftsförderung unterstützt Startups mit Beratung und Projektangeboten von der Ideenentwicklung über die Entwicklung eines skalierbaren Geschäftsmodells bis in die Wachstumsphase und betreut mittlerweile auch sogenannte Startup- Alumnis (>10 Jahre) in der Bestandspflege wie Trivago, auxmoney, COMPEON u.a.. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für die Entwicklung von Startups ist ein divers aufgestelltes Gründungsteam, das verschiedene Skills mitbringt und so die vielfältigen Herausforderungen eines Startups meistern kann. Diversität kann fachlich, geschlechterspezifisch und auch kulturell ausgeprägt sein. In allen Aktivitäten und Formaten wird darauf geachtet, diverse Matchings zu ermöglichen.

Startup-Woche
Die Wirtschaftsförderung stellt aus einer Vielzahl von Bewerbungen von Veranstaltungsausrichter*innen ein umfassendes und abwechslungsreiches Programm zusammen, um den teilnehmenden Startups in den jeweiligen Phasen auf ihrer Startup-Journey (Frühphase) bzw. Scaleup-Journey (Wachstumsphase reifer Startups) ein qualitativ hochwertiges Angebot zu unterbreiten.

Auch Frauen sind eine besondere Zielgruppe der Startup-Woche und sind bei spezifischen Formaten direkt adressiert. So gab es in der Startup-Woche 2020 folgende Veranstaltungen für Frauen (mit Angabe der Teilnahmezahlen):

Fr, 11.09.,    Mama und selbstständig: Ja, klar! - Sold out (30)

Di, 15.09.,    Ruby x nushu Female Business Networking - Sold out (50)

Do, 17.09.,   moversXshakers Female Founders Talk - (41)

Mo, 14.09.,  Frauen gründen – anders! - Sold out (80)

Mo, 14.09.,  Für Frauen, die sich trauen - (80)

In der Startup-Woche 2021 sind folgende speziell für Frauen ausgerichtete Formate geplant:

Fr, 04.06., 10.00 - 12.00 Uhr   Mütter gründen anders

Fr, 04.06., 18.15 - 22.00 Uhr   #gamechanger Ladies' Dinner

Mi, 09.06., 10.00 - 12.00 Uhr  Frauen gründen - anders!

Mi, 09.06., 19.00 - 22.00 Uhr  5 Gründerinnen im Digi Talk

Do, 10.06., 16.00 - 17.30 Uhr  Female Founders – Empower your sustainable startup


Startup Sprint
Getragen von der Wirtschaftsförderung und dem CEDUS der HHU führt die catapult GbR eine Sprint-Wochenendveranstaltung zur Entwicklung eines Geschäftsmodells halbjährlich mit jeweils rund 100 Teilnehmer*innen durch. Der Frauenanteil lag bisher stets bei mind. 30-40%. Der Veranstalter bemüht sich dabei um gleich verteilte Juror*innen und Mentor*innen bzw. eher einen höheren Frauen- als Männeranteil in diesen Gremien.

zdi in Düsseldorf
2018 hat die Wirtschaftsförderung das Landesprojekt 'Zukunft durch Innovation.NRW' (kurz zdi) auch in Düsseldorf angesiedelt, welches seither auch finanziell gefördert wird. Träger von zdi in Düsseldorf ist die Stiftung PRO AUSBILDUNG, die seit vielen Jahren in enger Kooperation mit der Landeshauptstadt Bildungsprojekte in Düsseldorf realisiert.

Ziel von zdi ist die Förderung von qualifizierten Nachwuchskräften – insbesondere auch Mädchen und junge Frauen – in MINT-Fächern. MINT ist die Bezeichnung für Unterrichts- und Studienfächern beziehungsweise Berufen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Kooperation mit dem fe:male Innovation Hub
Die fem_hub GmbH bewegt Frauen zum Gründen, die die Digitalwirtschaft mitgestalten und wurde 2018 von Zerrin Börcek mit Bettina Baum-Thelen gegründet.

Female Founders Award by AmCham Germany
Diesen Wettbewerb hat die Wirtschaftsförderung dieses Jahr aktiv auf den Social- Media-Kanälen (Facebook und Instagram) unterstützt und gezielt Gründerinnen angesprochen.

change-room.org
Die Wirtschaftsförderung unterstützt und kooperiert mit Gründerin Dr. Monika Hauck aktuell im Rahmen des Events Circular Fashion Camp am 18.03.2021.

Digital Innovation Hub Düsseldorf/Rheinland (kurz: digihub)
Hier wurde das Projekt „Global Digital Women Afterwork“, das im Rahmen der Initiative „Global Digital Women“ ausgerichtet wurde, unterstützt. Ziele der Veranstaltungsreihe sind die Wissensvermittlung durch Expertenvorträge, Vorstellung von erfolgreichen Gründerinnen (Vorbilder) und die Vernetzung.

Zur Zielgruppe gehören Gründerinnen, Gründungsinteressierte und Männer werden nicht ausgeschlossen.Termine erfolgen ca. 4 x jährlich in Düsseldorf und Region (Mönchengladbach, Langenfeld, Solingen etc. - mittlerweile hat auch der Kölner Hub das Format übernommen).

Rheinlandpitch, Kooperation mit dem Inkubator STARTPLATZ
Der Rheinlandpitch bietet jungen und innovativen Startups monatlich eine Bühne um ihre Geschäftsidee vor potenziellen Investor*innenn, Unternehmen, Startups und Interessierten, zu präsentieren.

Anlässlich des Women ́s Day am 8. März2021 gab es einen digitalen Rheinlandpitch, bei dem der Internationale Frauentag gefeiert und mit vier spannende Frauen aus der Startup Branche zum Thema „Wie inspirieren wir mehr junge Frauen dazu, in die Startup Branche einzusteigen?“ diskutiert wurde.